TINA-China

Kolumne von Lars Mörking

„China ist zum Schreckenswort geworden“ schreibt das „Handelsblatt“, welches bereits letzte Woche eine rote Liste deutscher Unternehmen veröffentlichte.

Lars Mörking

Lars Mörking

Das Rot stand für Kursverluste an der Börse und für eine „fatale Abhängigkeit“ von China. Auf der Liste ganz oben: VW mit einem in China realisierten Umsatz von 65 Milliarden Euro im Jahr 2014. Das sind 32,2 Prozent vom Gesamtumsatz! Außerdem wurden u. a. BMW (18,7 Prozent), Adidas (12,5 Prozent), Continental (11,6 Prozent) und Daimler (10,2 Prozent) mit einem Warnhinweis für besorgte Anleger versehen. Insgesamt erzielten Dax-Konzerne 13,3 Prozent ihrer Umsätze in China, so das Handelsblatt weiter.

Bis dato galt, dass es für ein Unternehmen, welches in Zukunft erfolgreich sein will, nicht möglich ist, nicht in China aktiv zu sein. Gerade die deutsche Exportwirtschaft suchte weltweit nach Absatzmärkten und fand dort einen neuen großen, wachsenden – VW vorne weg. Das ist ein wichtiger Teil der jüngeren Erfolgsgeschichte des Autokonzerns. Die chinesische Wirtschaft ist – wie die deutsche – auf Export ausgerichtet.

Lucas Zeise verglich in der „jungen Welt“ (Ausgabe vom 1.8.15) die (ausgebliebene) Umstellung der chinesischen Wirtschaft auf ein Modell, welches auf wachsende Binnennachfrage setzt, mit der Situation Japans Ende der 1980er Jahre. Das Problem dabei ist nicht einmal, dass China nicht mehr wächst, sondern nicht mehr schnell genug wächst, um die Erwartungen „der Anleger“ im In- und Ausland zu erfüllen. Das exportgetriebene Wachstum ist an eine Grenze gestoßen, die anstehende Verlangsamung des rasanten Wachstums der letzten 3,5 Jahrzehnte war von allen Beteiligten erwartet worden.

Nur, reagieren konnten deutsche Unternehmen darauf nicht – hier gilt das TINA-China-Prinzip („there is no alternative“ to China) – es gibt auf unserem Erdenrund aktuell keine Alternative zu China. Umso „fataler“ wird sich auswirken, dass die deutsche EU-Wirtschafts- und Finanzpolitik weiter auf Austerität setzt. Nach und nach bricht auch die europäische Nachfrage weg, Russland ist als Markt – sanktionsbedingt – bereits weggefallen.

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"TINA-China", UZ vom 28. August 2015



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