Thyssenkrupp heizt Rüstungswettlauf an

Der Dachverband der Kritischen Aktionäre forderte gemeinsam mit anderen Organisationen die Thyssenkrupp AG bei der Hauptversammlung am 29. Januar in Bochum zu einem Kurswechsel auf. In einer dazu veröffentlichten Pressemitteilung heißt es:

Seit mehr als fünf Jahren betreibt Thyssenkrupp (TK) im brasilianischen Rio de Janeiro das Stahlwerk Thyssenkrupp Companhia Siderúrgica do Atlântico (TKCSA) mit einer behelfsmäßigen Genehmigung. (…) Der letzte Fortschrittsbericht offenbart, dass TKCSA eine ganze Reihe der 132 behördlichen Auflagen zur Behebung des auf die Anwohner niederregnenden Stahlwerkstaubs noch „nicht erfüllt“ hat. (…)

Thyssenkrupp steht auch als Zulieferer in der Kritik. „Zu Thyssenkrupps Sorgfaltspflichten gehört die vorherige Überprüfung der Abnehmer seiner Produkte“, so Igor Birindiba Batista vom Netzwerk Kooperation Brasilien (KoBra) aus Freiburg. TK lieferte Equipment an die umstrittene Kupfermine Tintaya Antapaccay in Peru und an den brasilianischen Bergbaukonzern Samarco, u. a. Rohrleitungen für eine ca. 400 km lange Eisenerzpipeline. „Der von Samarco fahrlässig herbeigeführte Dammbruch der Bergbaudeponie bei Mariana im November ist die größte Umweltkatastrophe in der Bergbaugeschichte Brasiliens“, so Batista. Das Unternehmen ist ein denkbar schlechter Geschäftspartner: „Samarco operiert jenseits des legalen Rahmens. Einen Notfallplan für einen Dammbruch gab es nicht, obwohl der kritische Zustand des Auffangbeckens seit 2013 durch einen Gutachter bestätigt wurde. Der Santarém-Damm an der Mine Germano wird außerdem nach Angaben der Umweltbehörde des Bundesstaats Minas Gerais seit Mai 2013 illegal betrieben“, so Batista.

Auch beim Thema Rüstung handelt der Konzern weiter verantwortungslos. Thyssenkrupp verzeichnete dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri zufolge im vergangenen Jahr ein starkes Umsatzwachstum beim Geschäft mit Kriegsschiffen. „Dabei schreckt der Konzern auch nicht vor der Lieferung seiner U-Boote und Fregatten in Krisenregionen wie Algerien, Ägypten und Israel zurück“, so Barbara Happe von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald. „Angesichts der angespannten weltpolitischen Lage und der brisanten Situation im arabischen Raum sind derartige Exportgeschäfte ein Skandal. Sie heizen den regionalen Rüstungswettlauf weiter an“, sagt Happe. „Milliardendeals mit Ländern wie Ägypten, wo aktuell massiv Menschenrechte verletzt werden, sind unverantwortlich.“

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"Thyssenkrupp heizt Rüstungswettlauf an", UZ vom 5. Februar 2016



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