Es ist erstaunlich, dass in dem Interview mit Uwe Fritsch das riesige Problem der Belegschaftsspaltung durch Leiharbeit und Werkverträge ganz „ausgespart“ bleibt. Das fängt bei dem Hochhalten des „Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen“ an und geht bis zu den „Voraussetzungen für eine aktive Gestaltung (!) des (bevorstehenden) Wandels“.
Der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gilt nur für die Stammbelegschaften der VW-Betriebe. Die aber machen heute nur noch 40 bis 60 Prozent der Gesamtbelegschaften aus. Befristet Beschäftigte werden nicht entlassen, sondern allenfalls „nicht verlängert“. Leiharbeiter werden „zurückgereicht“, Werk- und Dienstleistungsbeschäftigte gelten als „nicht beschäftigt“, obwohl die Kollegen der ehemaligen Autovision sogar Wahlrecht für den Betriebsrat besitzen. Es ist schlimm genug, wenn diese Spaltung immer weiter vertieft wird und dadurch zum Beispiel längere Arbeitskämpfe gänzlich unmöglich werden.
Aber warum wird dieses Thema nicht nur auf dem Gewerkschaftstag, sondern auch im Interview ausgespart? Tatsächlich wirkt die IG Metall an einer Verfestigung des Systems Leiharbeit schon durch ihre Tarifverträge zur längeren Überlassungsdauer und zur Einschränkung des Equal Pay mit. (…) Uwe Fritsch fordert volle Mitbestimmung darüber, was wer wie wo und wann produziert. Doch werden zahlreiche Werkvertragsbeschäftigte bei der individuellen Durchsetzung ihres Anspruches auf Festanstellung auch von den Betriebsräten allein gelassen.
All das schwächt auf Dauer die Gewerkschaften. Und wie soll dann der Wandel in der Produktion von wem, wann und wo „aktiv gestaltet“ werden?