Zu Washington und Hongkong

Terroristen und Freiheitskämpfer

Die Vorgänge in der US-Hauptstadt hatten das politische Personal des „freien Westens“ und seine so kampferprobte „freie Presse“ gerade in den großen Betroffenheitsmodus versetzt, da kam Hilfe aus Hongkong. Die Hongkonger Polizei hat 53 zum Teil prominente Anführer der Hongkonger Krawalle verhaftet. Was in Washington auf Abscheu und Empörung gestoßen war, war nun der heroische Kampf der Pro-Demokratie-Aktivisten gegen einen von den chinesischen Kommunisten mit brutalen Mitteln errichteten Polizeistaat. Dass in den mehr als 150 Jahren, in denen Hongkong britische Kronkolonie war, von Demokratie keine Rede sein konnte, tut der Empörung natürlich keinen Abbruch.

Die „Pro-Demokratie-Bewegung“ hatte im letzten Jahr eine Spur der Verwüstung durch Hongkong gezogen und mit gezielten und großflächigen Zerstörungen versucht, die chinesische Metropole zu paralysieren. Peking hatte lange gezögert, bis es endlich mit einem Sicherheitsgesetz dem zerstörerischen Treiben ein Ende setzte. Anders als der Pro-Trump-Protest in Washington hatten die von den Washingtoner Regime-Change-Experten trainierten Hongkonger „Demokraten“ zahlreiche Einrichtungen und Gebäude der Stadt gezielt angegriffen und waren auch vor schwerer Körperverletzung und sogar Mord nicht zurückgeschreckt. Wenn irgendetwas nach „Staatsstreich“ aussah, dann waren es die Vorgänge in Hongkong, dem Pro-Trump-Protest fehlte dazu erkennbar sowohl die konzeptionelle, organisatorische wie auch materielle Basis. Nichtsdestotrotz wird er als eine General­ermächtigung zur weiteren Formierung der Gesellschaft genutzt werden. Twitter hat bereits über 70.000 Accounts gesperrt. Das Internet, wie wir es kannten, gibt es nicht mehr.

„Hongkong“ und „Washington“ erhellen nicht nur die ganze Doppelmoral des „Freedom & Democracy“-Geschwätzes, von dem in den letzten 70 Jahren noch jeder Staatsstreich und jeder Massenmord des Imperiums begleitet wurde. Sie zeigen auch, dass die Wirksamkeit dieser imperialen Propaganda im Schwinden begriffen ist. Und sie zeigen, dass es heute nicht mehr so einfach ist, Regierungen auszutauschen und mit ein paar Flugzeugträgern „Recht und Ordnung“ wiederherzustellen. Nicht in Hongkong, nicht in Pjöngjang, nicht in Minsk und nicht in Caracas.

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"Terroristen und Freiheitskämpfer", UZ vom 15. Januar 2021



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