So beschrieb die örtliche „Wolfsburger Allgemeine“ den Tenor des neuen VW-Konzern-Chefs in der ersten Pressekonferenz nach seiner „Inthronisation“. Und das dürften auch die Erwartungen der Oligarchen des Porsche/Piëch-Clans sein, die ihn 2015 als „Sanierer“ der für sie nicht genügend profitablen Marke VW von BMW abgeworben hatten und ihn nun zum Konzern-Chef kürten. Im Wettkampf mit der Konkurrenz soll der Konzern umgebaut werden: Mehr Umsatz, mehr Profit für die Eigentümer, höhere Produktivität und mehr Leistung der Beschäftigten.
Für diese neue Etappe braucht es einen neuen Mann, einen richtig „harten Hund“ (SZ vom 10. April). Sein Credo in der Pressekonferenz lautete: „Wir müssen die Effizienz deutlich steigern – über die gesamte Wertschöpfungskette und alle Marken hinweg“. Er will möglichst schnell all das hinter sich lassen, was Volkswagen 2015 in eine „prekäre Situation“ manövriert habe, berichtet der Onlinedienst Automobilindustrie (zitiert nach jW vom 12. April): nicht etwa den millionenfachen Abgasbetrug, sondern „stark gestiegene Fixkosten, immer größer werdende Produktivitätslücken, hohe Fertigungstiefe, unwirtschaftliche Unternehmensbereiche, die häufig nur aus Gründen der Beschäftigungssicherung mitgezogen werden“.
Sein „Gesellenstück“ hat Diess im letzten Jahr mit dem „Zukunftspakt“ geliefert: Nach harten Verhandlungen mit dem VW-Betriebsrat wurde die Beschäftigungsgarantie bis 2025 verlängert, allerdings nur für die Stammbelegschaft. Der Pakt sieht den Abbau von 23 000 Arbeitsplätzen über Frühverrentung, massive Produktivitätssteigerungen und Einsparungen von ca. zwei Milliarden Euro pro Jahr bei der Marke Volkswagen vor. Gleichzeitig sollen 9 000 neue Stellen in „Zukunftsbereichen“ und „neuen Geschäftsmodellen“ aufgebaut werden. Schon damals schrieb der „rote Käfer“, die Betriebszeitung der DKP für VW Braunschweig, Wolfsburg und Osnabrück: „Wir sollten uns allerdings darauf einrichten, dass auch bei Volkswagen der Wunsch der Eigentümer nach Maximalprofit auch mal härtere Gegenwehr erfordern könnte, als wir das bisher kennen.“
Diese Mahnung dürfte unter dem „harten Hund“ Diess als Konzernchef verstärkt gelten. Das wird auch durch die Auswechselung des bisherigen Arbeitsdirektors Blessing durch Gunnar Kilian, der bisher Generalsekretär des Betriebsrates war und als Vertrauter des BR-Vorsitzenden Osterloh gilt, nicht aufgehoben.
Ohne wesentlich stärkeres Einmischen der Belegschaften und dem Ausschöpfen der bei Volkswagen durchaus vorhandenen, im Vergleich zu anderen kapitalistischen Unternehmen stärkeren Mitbestimmungsmöglichkeiten wird auch der vom neuen Konzernchef angekündigte Konzernumbau nicht zu einer Wende zu mehr sozial- und umweltverträglicher Mobilität führen. Es steht zu befürchten, dass die Erfindung „neuer Geschäftsmodelle“ eher auf die Austrocknung des öffentlichen Personenverkehrs und die Vereinnahmung der dort realisierten Umsätze für den eigenen Profit zielt. Dies gilt allerdings nicht nur für den VW-Konzern, sondern gleichermaßen für die gesamte Automobilindustrie im „Autoland Deutschland“. Hier hat auch die IG Metall als zuständige Branchengewerkschaft eine noch unbewältigte Aufgabe. Die Diskussion dieser gesamtgesellschaftlich eminent wichtigen Themen scheint allerdings Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts mit dem Programm „Auto, Umwelt und Verkehr: Umsteuern, bevor es zu spät ist“ seinerzeit in der Organisation mehr auf der Höhe ihrer Zeit gewesen zu sein als heute.