Die Dessauer Initiative Handwerker für den Frieden schaltet sich mit einem Aufruf in die Debatte um Taurus-Lieferungen an die Ukraine ein. Die Reichweite dieser Waffen mache sie zu einem unkalkulierbaren Risiko. Wir dokumentieren den Aufruf in voller Länge:
Mit der Ankündigung des französischen Präsidenten Macron, den Einsatz von NATO-Truppen nicht auszuschließen, und den Plänen einiger Hardliner, Taurus-Marschflugkörper gegen Russland zum Einsatz zu bringen, droht der Krieg im Donbass, sich in Europa auszuweiten. Wie auch immer man zu diesem Krieg stehen mag, die Tatsachen sind für Befürworter wie auch Gegner der Taurus-Lieferung gleich:
- Im Unterschied zu allen bisher an die Ukraine gelieferten Waffen, kann das Gerät Moskau erreichen. Das ist der wesentliche Unterschied zu den britisch-französischen Marschflugkörpern. Das ist auch der Unterschied zum Leopard und anderen westlichen Waffensystemen, die bisher geliefert worden waren. Sie stellten keine direkte Gefahr für russisches Kernland dar. Diese Tatsache wird den Bürgern vonseiten der Befürworter vorenthalten. Der Taurus stellt für Russlands Staatlichkeit eine größere Bedrohung dar als alles andere bisher – und damit auch für uns selbst.
- Russland hat rote Linien. Diese hat es deutlich aufgezeigt. Ein Überschreiten dieser Grenzen ist für das Land gegeben, wenn andere Staaten Atomwaffen im Erstschlag einsetzen oder aber die Existenz Russlands durch einen konventionellen Krieg bedroht ist. Wann das der Fall ist, wird nicht im deutschen Bundestag, nicht im NATO-Hauptquartier, auch nicht in Washington entschieden. Darüber entscheidet Moskau ganz allein nach seinen eigenen Kriterien. Selbst wenn noch so viele deutsche Politiker und Experten vorgeben zu wissen, dass mit dem Taurus keine roten Linien überschritten werden, die Entscheidung darüber fällt woanders.
- Seine Reichweite macht den Taurus zu einem unkalkulierbaren Risiko, unabhängig davon ob er von deutschen Fachleuten in der Ukraine eingesetzt wird oder eigenständig von den Ukrainern. Nicht umsonst hat bisher kein NATO-Staat Waffen geliefert, die russisches Kernland erreichen können, nicht einmal die USA. Denn sie alle wissen um die Gefahr eines Gegenschlags. Dessen sollten sich alle bewusst sein, die in ihrem antirussischen Taumel die Lieferung des Taurus fordern. Wenn Russland zurückschlägt, wird es auch jene treffen, die Lieferung und Einsatz der Waffe gefordert und unterstützt haben. Es wird sie selbst treffen, ihre Kinder und ihre Enkel. Massenvernichtungswaffen machen keinen Unterschied zwischen Befürwortern und Gegnern, nicht zwischen Guten und Bösen, nicht zwischen Rechts und Links. Massenvernichtungswaffen töten alle ohne Ausnahme.
Und da wir alle bedroht sind, sollten wir uns auch alle überlegen, was uns wichtiger ist im Kampf gegen diese Waffen. Ist es uns wichtiger, gemeinsam diese Krise lebend zu überstehen trotz unterschiedlicher Ansichten zu anderen Themen? Oder ziehen wir es vor, im Tod vereint zu sein, weil wir im Leben nicht hatten mit einander kämpfen wollen. Wir sollten das Leben wählen mit all seinen Widrigkeiten.
Wir, die Handwerker für den Frieden, rufen Euch alle auf, gegen die Lieferung und Einsatz des Taurus zu protestieren. Lasst uns die diesjährigen Ostermärsche unter die Forderung stellen: Keine Lieferung von Taurus, keine weitere Eskalation des Krieges!