Der Bundesvorstand der EVG teilt die Einschätzung der Zentralen Tarifkommission, die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert zu erklären. Einen entsprechenden Beschluss fasste das nach dem Gewerkschaftstag höchste Gremium am Donnerstagvormittag in Berlin einstimmig.
„Wir haben in den schwierigen Verhandlungen mit der DB AG zahlreiche Kompromisslinien aufgezeigt und Ähnliches vom Arbeitgeber erwartet. Nach Auffassung der Kolleginnen und Kollegen kam da zu wenig“, sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert nach der Sitzung des Bundesvorstandes.
Insbesondere in der Frage der Lohnerhöhung gab es unüberbrückbare Differenzen. Angesichts der immer noch hohen Inflation erwarteten die Beschäftigten umgehend eine möglichst kräftige Lohnerhöhung. Die Deutsche Bahn wolle aber in einem ersten Schritt nicht mehr als 200 Euro mehr zahlen, und das auch erst im Dezember. Das sei zu wenig und zu spät, so Burkert. Der von dem Unternehmen vorgeschlagene Tarifvertrag hätte eine Laufzeit von 27 Monaten haben sollen. Der Betrag, um den die Löhne insgesamt hätten steigen sollen, sei angesichts dieser Zeitspanne viel zu niedrig. „Dass wir unsere Forderung nicht in voller Höhe durchsetzen werden, ist völlig klar, aber in die Nähe wollen wir schon kommen.“
In den vergangenen Tagen sei die Tarifkommission mehrfach auf die Bahn zugegangen, um einen Abschluss zu ermöglichen. Bei zahlreichen Forderungen habe man Einigungsmöglichkeiten gesehen, erklärte Burkert. „Wenn aber in der entscheidenden Frage der Lohnerhöhung die Erwartungshaltung unserer Mitglieder nicht erfüllen wird, scheitern die Verhandlungen. Das ist jetzt der Fall“, sagte der EVG-Vorsitzende.
„Wir werden jetzt in die Vorbereitung der Urabstimmung gehen, mit allen damit verbundenen Folgen. Unbefristete Streiks werden dadurch möglich“, so Burkert. Man sei nach wie vor verhandlungsbereit. Die Bahn müsse aber ordentlich nachlegen, um zu einem Abschluss zu kommen. Man fordere nichts Unmögliches. „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind es, die dafür sorgen, dass Bus und Bahn trotz aller nicht von ihnen zu verantwortenden Widrigkeiten täglich fahren und erwarten dafür zu Recht eine angemessene Bezahlung. Unsere Aufgabe ist es, diese durchzusetzen.“