Nichts gegen ehrenwerte Kollegen, aber einige von haben sich auf das Thema Doping „spezialisiert“ und verdienten damit gutes Geld, denn über Doping in der DDR konnte man jeden Tag schreiben und fand meist interessierte Abnehmer.
Genug der Vorrede und hin zum jüngsten Dopingfall: Die russische Tennisspielerin Maria Scharapowa – stellte man unlängst fest – hat sich mit Meldonium gedopt und muss demzufolge mit einer Sperre von vier Jahren rechnen. Für die Ahnungslosen unter den Lesern: Diese Maria hatte von denen, für die sie Werbung betrieb, und das war eine stattliche Schar, nach behutsamen Schätzungen jährlich um die fünf Millionen Dollar kassiert. Damit soll Schluss sein, aber einer von diesen Konzernen – der nämlich, der ihre Schläger produziert – hat angekündigt, den Vertrag mit ihr zu verlängern. Der Firmenname ist dem Unternehmen selbst dann Werbung genug, wenn sie in Tennisstadien nur noch in der ersten Zuschauerreihe sitzt. Selbst Russlands Außenminister Lawrow, der doch von Konferenztisch zu Konferenztisch hetzt, hatte noch Zeit genug, nebenbei für die Tenniskünstlerin zu werben.
Extrem anders liegt der Fall in Freiburg, das bekanntlich in der Bundesrepublik liegt und wo die pillenschluckenden Stars faktisch den Schutz der Obrigkeit genießen. Angeblich, um ihre Schuld zu ermitteln hatte man dort eine Experten-Kommission gebildet, um aufzuklären, wer in der alten Bundesrepublik und den alten Bundesländern gegen die Dopingregeln verstoßen hatte.
Aber nun ist die Kommission über Nacht zurückgetreten. Eines der Mitglieder, der Professor für Zell- und Molekularbiologie am deutschen Krebszentrum Heidelberg, Werner Franke, sprach Klartext: „Die Uni hat immer ein dreckiges Spiel getrieben. Sie hat Akten versteckt, in Landesarchiven, irgendwelchen Schränken oder in Privatwohnungen von Mitarbeitern. Da sind groteske Sachen passiert. Natürlich ist der Hintergrund, dass das volle Ausmaß der Dopingvergangenheit nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll.“ Eine Sportnachrichtenagentur dazu: „Der Fakt ist, dass der Sumpf in Freiburg tief ist und das ganze Ausmaß auch durch die Kommissionsarbeit wohl nicht mal ansatzweise sichtbar wurde.“
Der „Spiegel“ (3.8.2013) hatte die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert, die enthüllt hatte, wie mit dem „Gutachten“ umgegangen worden war: „Die Ursprünge systematischen Dopings: Gezieltes, systematisches Doping in der Bundesrepublik habe seinen Ursprung im Oktober 1970 mit der Gründung des BISp genommen. Das Institut habe weitreichende Tests veranlasst – die Rede ist von mindestens 516. Getestet wurden demnach einzelne Präparate auf ihre leistungsfördernde Wirkung. Eignete sich ein Mittel zum Dopen, sei es zur Anwendung gekommen. Etwaige Nebenwirkungen sollen den Sportlern verschwiegen worden sein.
Politiker forderten offenbar den Dopingeinsatz: Die deutsche Politik soll Doping nicht nur toleriert, sondern dessen gezielten Einsatz gefordert haben: ‚Von Ihnen als Sportmediziner will ich nur eins: Medaillen in München‘ (Austragungsort der Olympischen Spiele 1972 – d. Red.).“
Dopingkontrollen sollen gezielt umgangen worden sein: Mit unterschiedlichen Strategien sollen Institutionen wie das BISp, der Deutsche Sportbund oder das Nationale Olympische Komitee verhindert haben, dass gedopte Athleten enttarnt wurden.
Minderjährige sollen gedopt worden sein: „Nicht nur Spitzenathleten sollen illegale Substanzen eingenommen haben, auch Nachwuchssportlern wurden demnach Dopingmittel verabreicht. Von Förder- und Sportklassen voller Minderjähriger ist die Rede, die als Forschungsobjekte gedient haben sollen. Das Ziel: Den Einfluss des Alters auf die Wirkung von Dopingmitteln zu testen.“
Über die auf 800 Seiten zusammengetragenen Details wird man nach dem Rücktritt der Kommission nun aber wohl nichts mehr erfahren.