Kurden und der syrische Staat haben eine schwierige Geschichte. Einer der Meilensteine war die Volkszählung in Hasaka von 1962, in deren Verlauf viele Kurden die syrische Staatsangehörigkeit verloren. Erst mit den Protesten 2011 konnten die „staatenlosen“ Kurden die Staatsangehörigkeit wieder erhalten.
Als IS versucht hatte, die Stadt Hasaka im Nordosten Syriens zu erobern, verteidigten kurdische Truppen und die syrische Armee die Stadt gemeinsam – mit großem Erfolg. Mitte August griffen nun kurdische Einheiten Stellungen der Armee und andere wichtige Punkte in Hasaka an, um ihrerseits die Kontrolle über die Stadt zu erlangen. Die syrische Armee widersetzte sich mit Luftangriffen, die deshalb Aufsehen erregten, weil sie auch US-Soldaten bedrohten, die die kurdischen Truppen ausbilden. Das Pentagon schickte Kampflugzeuge zur Unterstützung der US-Soldaten.
Nach einem ersten ergebnislosen Versuch wurde unter russischer Vermittlung im Stützpunkt Hamimim ein neuer Waffenstillstand vereinbart. Die Vereinbarung sah keinen Rückzug aus den Stellungen vor, die Kämpfer der kurdischen Asayisch erobert hatten, aber einen Gefangenenaustausch, die Öffnung der Straße nach Qamischli und Aufhebung der Straßensperren in Hasaka. Die entlassenen Mitarbeiter in den Behörden sollten ihre Aufgaben wieder übernehmen können.
Die Forderung an die syrische Armee, sich ganz aus dem Gouvernement Hasaka zurückzuziehen, wurde fallen gelassen – wobei die kurdischen Einheiten bereits mehr als 70 Prozent des Gouvernements kontrollieren.
Der Konflikt in Hasaka bedroht Syrien besonders deshalb, weil das Gebiet eines der landwirtschaftlichen Zentren Syriens ist. Der Anbau von Weizen und Baumwolle war selbst vor dem Krieg eine der Grundlagen der syrischen Wirtschaft. Mit der Drohung, Hasaka aus Syrien zu lösen, würde das gesamte Geflecht der syrischen Gesellschaft bedroht.
Suleiman Eidan, der Koordinator des Rats der syrischen Stämme, bestätigte dem arabischen Sender „al-Mayadeen“, dass in den Reihen der Asayisch auch viele arabische Syrer kämpfen. Dies beruht darauf, dass sie gemeinsam die Terroristen bekämpfen wollen. Diese Zusammenarbeit in eine Koalition gegen den syrischen Staat zu überführen sei inakzeptabel. Deshalb forderten Stammesführer die arabischen Kämpfer auf, die Asayisch zu verlassen und in den Reihen der syrischen Armee zu kämpfen.
Vertreter des Rats der Stammesführer trafen sich mit kurdischen Vertretern und stellten ihren Aufruf vor, die Einheit Syriens und des Gouvernements Hasaka zu erhalten.
Die US-Soldaten, die offenbar die kurdische Offensive gegen Hasaka unterstützten, zeigen, wie weit die politische und militärische Zusammenarbeit der kurdischen Organisationen mit den USA geht. Der Auftritt des US-Vizepräsidenten in Ankara („Die syrischen Kurden müssen sich zurückziehen“) machte deutlich, dass die USA einzig ihre eigenen Interessen verfolgen und den kurdischen Interessen einen Riegel vorschieben, sobald eine „rote Linie“ überschritten wird.