Superwoman Hillary

Ein Kommentar von Klaus Wagener

Die Showdown-Inszenierung des US-Wahlfinales nimmt Konturen an

Die FAZ sieht im US-Wahlkampf ein „Duell der Giganten“ und fürchtet sogleich: „Schlägt Trump nun Clinton?“ Unsere geliebte Hillary, das darf doch nicht sein, kann der Leser ergänzen. Immerhin ist unsere Hillary eine Frau, und eine, die dazu noch eine Monica Lewinsky wegstecken musste und der nun sinnloserweise dieser Bernie Sanders an ihren Erfolgs-High-Heels klebt wie die Hundescheiße am Cowboystiefel. Und jetzt dieser Trump, dieses Ekelpaket. Beleidigt Frauen, Latinos, Schwarze und was das schlimmste ist, Trump gehört zu diesen knieweichen Putin-Verstehern. So in etwa die Qualitätspresse.

Die Oberschicht, speziell die Upperclass des ehemals britischen, nun amerikanischen Imperiums, mag es gern vor-zivilisatorisch. Konflikte werden mit der Waffe, idealerweise Mann gegen Mann ausgetragen. Keine Pferdeoper ohne Showdown, ohne das alles entscheidende Duell als Höhepunkt. Das Gute kommt nur über den Kadaver des Bösen in die Welt. Ähnliches gilt für eine Außenpolitik, in der die besten Argumente immer noch von B52-Bombern überbracht werden. Kollektivität, Gemeinsinn, Interessenausgleich, eine am gesellschaftlichen Fortschritt orientierte, sachgerechte diskursive Entscheidungsfindung – Blödsinn. Der Stärkere haut dem Schwächeren auf die Glocke und dann gilt: „The winner takes it all“. Das war schon im Mittelalter so, in der Antike und in der Steinzeit. Das haben wir schon immer so gemacht.

Der moderne, politische Ausdruck dieser Konvention ist das Mehrheitswahlrecht. Das Mehrheitswahlrecht generiert de facto ein Zweiparteiensystem, bei dem es darum geht, aus diesen zwei Parteien, bzw. aus ihrem Spitzenpersonal, duellförmig diejenigen herauszufiltern, welche die allerdings ohnehin feststehenden Interessen der reichen Upperclass am effektivsten, sprich, mit der besten Massenverankerung, umzusetzen in der Lage sind.

Diese Aufgabe wird in dem Maß komplizierter, in dem sich die innen- wie außenpolitischen Konsequenzen der neoliberalen wie neokonservativen Versprechungen im wirklichen Leben zeigen. Die progressive Verarmung der ehemals staatstragenden „Mittelschichten“ und das angerichtete internationale Kriegs-Chaos lassen die ehemals satten Mehrheiten der zu neoliberalen Pressure Groups mutierten bürgerlichen (und vor allem sozialdemokratischen) Parteien auf Beliebigkeitsniveau schrumpfen. Der bürgerliche Polit-Zirkus muss, statt mit dem simplen Wechsel der immer gleichen, altbekannten Alternative hantieren zu können, plötzlich mit wechselnden Mehrheiten nicht eingeführter Polit-„Marken“ zurecht kommen.

Je dürftiger die Inhalte, umso knalliger und teurer die Show. Wahlkampf in den USA ist bekanntlich ein Milliarden­unternehmen. Der Spiegel bezifferte die Gesamtkosten 2012 mit 6 Milliarden Dollar. Ein nicht gerade geringer Betrag, um Herrn Obama ins Weiße Haus und den Begriff „Forward“, der vermutlich ein „Weiter so!“ mit der Seifenblase „Change!“ signalisieren sollte, in die Köpfe der US-Bürger zu hämmern.

Hatte Herr Obama noch ein Change-versprechendes „Ich bin ein Schwarzer!“ zu bieten, so ist das „Ich bin eine Frau!“ unserer „Hillary“ nur so bedingt sexy. Immerhin hat die Welt schon eine Frau Meir, eine Frau Thatcher, eine Frau Timoschenko, eine Frau Merkel und diverse andere gusseiserne Ladies erlebt. Und die stählerne Frau Clinton, die Weltmacht-Ausgabe von Kanonen-Uschi, dürfte diesen Damen in punkto Härte und Aggressivität kaum nachstehen. Die Menschen in Syrien und Iran dürfen sich jedenfalls schon einmal warm anziehen, wenn die erklärte Favoritin des Großen Geldes und des militärisch-industriellen Komplexes, Losung: „Hillary – Fighting for us“, die Wahl gewinnen sollte. Frau sein allein überzeugt da nicht wirklich. Frau Clinton braucht daher dringend eine positive Botschaft. Und die heißt – Donald Trump.

Die Republikaner haben Frau Clintons Sponsoren einen großen Gefallen getan und als potentielle Kandidaten ein derartig skurriles Horrorkabinett zusammengestellt, dass selbst die Hardlinerin Hillary dagegen noch als Lichtgestalt aufzubauen möglich scheint. (Nicht, dass sie das tatsächlich wäre.) In ihrer Not nahmen die repu­blikanischen Wähler Zuflucht zu Donald Trump. Seine wohlkalkulierten Provokationen und Widersprüche lassen zumindest noch positive Interpretationsspielräume zu. Und was nun kommt, ist leicht vorauszusehen. Frau Clinton wird von der Qualitätspresse – im vorauseilenden Gehorsam auch hierzulande – zur globalen Retterin aufgebaut werden: Superwoman Hillary beats Darth Vader Donald Trump – und rettet die Welt. Mit B-52. Und alles wird gut werden. Bestimmt.

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"Superwoman Hillary", UZ vom 20. Mai 2016



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