Studierende der Universität Leipzig fordern

Students for Future

Von Martin Zielke

Unter dem Motto „Studis aller Fakultäten, vereinigt euch!“ fand Mitte Mai an der Universität Leipzig eine Vollversammlung der Studierenden statt. Organisiert wurde diese von den „Students for Future“. Das Interesse der Studierenden war groß. Für die Vollversammlung wurden 2 455 Unterschriften gesammelt, anderthalbmal mehr als nötig gewesen wären. Die 1 300 Teilnehmer überlasteten das WLAN, so mussten die Abstimmungen mit Handzeichen durchgeführt werden. Schon vor der Vollversammlung hatten die Organisatoren Verbindungen nach Berlin, Düsseldorf und Mannheim geknüpft.

Zu Beginn der Veranstaltung hielten Vertreter von „Fridays for Future“, die sich im Dezember 2018 gegründet hatten, ein Grußwort. Danach sprach Professor Klaus Dörre von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und forderte eine „Nachhaltigkeitsrevolution“. Er sagte, die frühindustrialisierten Gesellschaften befänden sich in einer ökologisch-ökonomischen „Zangenkrise“. Diese zwinge zu jener „Nachhaltigkeitsrevolution“, die zum Beispiel die Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks zum Ziel hat. Der Fußabdruck des reichsten Zehntels der Bevölkerung in den Industrienationen sei 174 Mal größer als der des ärmsten Zehntels in den „Entwicklungsländern“. Diese Veränderungen seien mit dem Kapitalismus nicht vereinbar. Zum Schluss rief Dörre die Wissenschaftler auf, ihren Elfenbeinturm zu verlassen und für gesellschaftliche Aufklärung zu sorgen.

In der Diskussion meldete sich ein Betriebsrat der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) zu Wort und sprach von den Sorgen der LVB-Mitarbeiter über mangelnde Investitionen und Personalabbau. Sie seien aber solidarisch mit „Students for Future“. Studierende forderten, die Klimabewegung müsse konfliktorientierter sein. Als Ergebnis der Diskussion stellte die Vollversammlung vier Forderungen an die Universität Leipzig auf, die mit Mehrheit angenommen wurden:

• Die Studierenden fordern den Stadtrat auf, den Klimanotstand für Leipzig auszurufen. Damit soll jede politische Entscheidung auf ihre ökologischen Aspekte geprüft werden.

• Die Universität Leipzig soll „Fridays for Future“ und die Studierenden in der Klimabewegung unterstützen.

• Die Universität und alle ihre Gliederungen sollen bis 2023 klimaneutral sein. Sie muss bis Ende 2019 ihren ökologischen Fußabdruck untersuchen. So schnell wie möglich soll Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.

• Die Universität Leipzig soll ein dauerhaftes und kostenfreies Bildungsangebot zu „Klimakrise und Lösungsmöglichkeiten“ einrichten. Alle Studiengänge sollen mit diesem Thema verwoben werden. Auch Nicht-Studierenden muss es ermöglicht werden, daran teilzunehmen. Dafür müssen Mittel bereitgestellt werden.

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"Students for Future", UZ vom 14. Juni 2019



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