Nach 45 Streiktagen bei Halberg Guss Leipzig hat die Schlichtung begonnen. Als die Kolleginnen und Kollegen am 31. Juli erstmals wieder zur Frühschicht antraten, trugen sie T-Shirts mit dem Aufdruck: „Wir entscheiden! Arbeiten oder Streiken für die Zukunft!“
„Euer Kampf ist nicht vorbei. Ihr setzt den Streik aus, damit die Schlichtung eine Chance hat“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen zu den rund 150 Kolleginnen und Kollegen am Werkstor. „Wenn es ein Ergebnis gibt, entscheidet ihr in der zweiten Urabstimmung über das Ergebnis der Schlichtung und ob wir den Streik beenden.“
Nach den ersten beiden Schlichtungsverhandlungen mit der Geschäftsführung der Neue Halberg Guss GmbH äußerte sich Jörg Köhlinger, Bezirksleiter des IG-Metall-Bezirks Mitte: „Die Verhandlungen sind zäh. Es zeigen sich an mehreren Stellen große Schwierigkeiten.“ Die Schlichtungen wurden Anfang dieser Woche fortgesetzt und hatten zum Redaktionsschluss dieser UZ noch kein Ergebnis gebracht.
„Wir haben auf Deeskalation gesetzt und mit dem Vorschlag der Schlichtung die Voraussetzung für eine konstruktive Lösung des Konflikts um einen Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten geschaffen“, so Köhlinger weiter.
„Wir prüfen viele Optionen, aber entlang unserer Forderung für einen Sozialtarifvertrag scheinen die Differenzen weiterhin schwer zu überwinden“, so die Einschätzung von IG-Metall-Verhandlungsführer Uwe Schütz. „Wir erwarten von den Gesellschaftern und der Geschäftsführung der Neue Halberg Guss endlich konstruktives Mitwirken an einer schnellen Lösung. Ein Spiel auf Zeit hingegen nehmen wir nicht hin.“
Die Verhandlungen finden unter dem Vorsitz des Schlichters Lothar A. Jordan, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Arbeitsgerichts Mannheim, statt.
Der zuvor sechs Wochen andauernde Streik in Leipzig und Saarbrücken wurde am 30. Juli unterbrochen. „Die Streiks sind unterbrochen und nicht abgebrochen. Sollte sich die Geschäftsführung nicht bewegen, werden die Kolleginnen und Kollegen den Streik jederzeit wieder aufnehmen“, so Jörg Köhlinger.
Der Arbeitskampf findet auch in der Region große Beachtung. Zur Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen von Halberg Guss, aber auch für alle, deren Arbeitsplatz bedroht ist, fand am Montag als ein Zeichen der Solidarität mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Familien das Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche statt. In seiner Rede am Streikposten hatte Pfarrer Christian Wolff Ende Juli ausgeführt: „Sinnvolle Ziele verfolgen, solidarisch zusammenhalten. Zusammenhalt, liebe Halberger, geht nur über die gewerkschaftliche Organisation. Deswegen ist es ein Segen und für die hiesige Region leider nicht selbstverständlich, dass ihr Halberger zu fast 100 Prozent Mitglieder bei der IG Metall seid. Ohne diesen Verbund, ohne diese organisierte Solidarität geht es nicht. Alleine bist du schwach, aber gemeinsam lassen sich Ziele erreichen. Ich nenne drei: Vertrauen, Gerechtigkeit, Demokratie.“