TVStud-Konferenz in Göttingen

Streiken lernen

Vom 24. bis 26. Februar kamen rund 250 Aktivisten in Göttingen zusammen, um über Schritte zu einem „TVStud“, also einem Tarifvertrag für studentische Beschäftigte an Hochschulen, zu beraten. Alle seien „übelst motiviert“ gewesen, zitiert ver.di einen Teilnehmer aus Darmstadt.

Eingeladen hatten ver.di, GEW und die bundesweite TVStud-Vernetzung gemeinsam mit Studierendenvertretungen und politischen Hochschulgruppen. „Jetzt oder nie!“ war das Motto der Konferenz. Die Rahmenbedingungen sind günstig, an vielen Hochschulen haben sich in den letzten Jahren TVStud-Initiativen gegründet. Zudem haben sich in 10 von 16 Bundesländern die Regierungsparteien für einen Tarifvertrag ausgesprochen.

Die in Göttingen versammelten Aktivisten wollen den nötigen Druck aufbauen, um die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zu Zugeständnissen zu bewegen. Bislang lehnt die TdL Tarifverträge für studentische Beschäftigte ab und untersagt einzelnen Bundesländern, darüber mit den Gewerkschaften zu verhandeln. „Unser Ziel ist es, den TVStud in der Länder-Tarifrunde im Herbst auf die Agenda zu setzen“, so Laura Six, die als Wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni Hamburg arbeitet. Sie ist Mitglied der ver.di-Bundes-Jugendtarifkommission für den öffentlichen Dienst. Voraussetzung für den Kampf um einen Tarifvertrag sei, dass die Beschäftigten sich organisieren, sagt Six. „Und das heißt: Wir müssen streikfähig sein.“

Hierfür gibt es nicht wenige Hürden. Viele studentische Beschäftigte haben keine festen Arbeitszeiten und sehr kurze Vertragslaufzeiten. Darüber hinaus sind sie in mehrfacher Hinsicht abhängig von den Professoren, für die sie arbeiten und die zugleich ihre Prüfungsleistungen und Abschlussarbeiten benoten.

Um sich für die Auseinandersetzung fit zu machen, beschäftigten sich die Teilnehmer der Konferenz mit den Erfahrungen vergangener Kämpfe. So berichtete der ehemalige Bereichsleiter der ver.di-Bundesverwaltung, Niko Stumpfögger, über die erfolgreiche Tarifbewegung in den 1980er Jahren in Berlin. Berlin ist bis heute das einzige Bundesland, in dem studentische Beschäftigte durch einen Tarifvertrag geschützt sind. Noch weiter zurück ging der Marburger Politologe Frank Deppe, der von der Bewegung der Assistenten an Hochschulen in den 1970ern berichtete. Deppe machte auch deutlich, wie wichtig die Organisierung an den Hochschulen für die Gewerkschaften ist. 2020 begannen erstmals mehr junge Menschen ein Studium als eine betriebliche Ausbildung. Diese künftigen Beschäftigten anzusprechen sei für die Zukunft der Gewerkschaften essenziell.

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"Streiken lernen", UZ vom 10. März 2023



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