Belegschaft kämpft für ihre Arbeitsplätze bei GKN

Streik gegen Standortschließung

Am Montag hat um 5.15 Uhr der unbefristete Streik beim Gelenkwellenwerk GKN im sächsischen Mosel begonnen, seitdem steht das Werk komplett still. Irene Schulz, Bezirksleiterin IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, stellte zu Beginn des Arbeitskampfes in einer Ansprache an die Streikenden fest, dass die Kolleginnen und Kollegen nicht bereit seien, das Aus für ihr Werk einfach hinzunehmen: „Sie verlangen eine Zukunftsperspektive und einen fairen Sozialtarifvertrag.“

Im Januar hatte die GKN-Geschäftsführung erklärt, das Werk in Mosel mit 835 Stellen schließen und auch an anderen Standorten in Deutschland Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Die IG Metall fordert eine Zukunft für die Produktion in Mosel und einen Erhalt der Arbeitsplätze – gegebenenfalls auch unter einem anderen Eigentümer. In einer Urabstimmung sprachen sich am Donnerstag und Freitag vergangener Woche 96,97 Prozent der IG-Metall-Mitglieder für einen dauerhaften Streik aus. Damit treten die Beschäftigten für einen Sozialtarifvertrag mit angemessenen Abfindungen und einer Transfergesellschaft zur Weiterqualifizierung ein. Die Verhandlungen darüber waren in der vergangenen Woche zunächst gescheitert und gehen in dieser Woche in Offenbach (Hessen) weiter.

Zu diesen Verhandlungen fahren GKN-Beschäftigte aus Mosel in Sachsen in 15 Bussen nach Offenbach, um an einer gemeinsamen Demonstration aller vier Belegschaften der deutschen GKN-Standorte teilzunehmen. Es werden darüber hinaus Delegationen aus anderen Betrieben aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet, etwa von Ford in Saarlouis, Continental, Borg Warner und weiteren Offenbacher Betrieben. In Offenbach ist das größte deutsche GKN-Werk angesiedelt.

Jörg Kirsten, Betriebsratsvorsitzender GKN Driveline Mosel, fordert eine Zukunft für die Beschäftigten des Betriebes: „Mit diesem Streik zeigen wir, wie geschlossen wir zusammenstehen. Die Solidarität in der Belegschaft ist riesig und wir spüren auch die Unterstützung aus anderen Betrieben und von der gesamten IG Metall. Die Stimmung hier in Mosel ist aufgeheizt. Wir sind entschlossen weiterzumachen, solange es notwendig ist.“

Für Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter IG Metall Zwickau, ist das angedrohte Aus für das GKN-Werk in Mosel ein Schlag für alle Beschäftigten hier und der gesamte Region. Das Werk mit über 40-jähriger Tradition und über 800 Arbeitsplätzen muss bleiben: „Wir fordern GKN auf, alles für den Erhalt des Standortes und der Stellen zu tun. Hier geht es um die Zukunft einer ganzen Region. Die Beschäftigten haben ein Recht auf eine Perspektive und eine gute Absicherung. Und sie sind fest entschlossen, mit allen Mitteln des Arbeitskampfes dafür einzutreten.“

Selbst der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) erkennt die kapitalistische Profitlogik: „Hier werden Werte produziert und jetzt soll ein Werk geschlossen werden, obwohl die Kolleginnen und Kollegen hier Gewinne erwirtschaften.“ Trotzdem wolle das Unternehmen in Ungarn einen Standort aufbauen, um die Produktion dort billiger zu machen. IG-Metall-Bevollmächtigter Benjamin Zabel hatte bereits in der Vergangenheit kritisiert, dass GKN Driveline in Ungarn auch mit EU-Fördermitteln ein neues Werk baut. „Es steht die Frage im Raum, ob eine solche Verlagerung damit nicht staatlich subventioniert wird.“

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Streik gegen Standortschließung", UZ vom 3. März 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Tasse.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit