Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat erstmals „Rider“ des Restaurant-Lieferdiensts Lieferando zum Streik aufgerufen. Rund 100 Beschäftigte folgten am Freitag letzter Woche in Frankfurt diesem Aufruf. Sie fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Stundenlang wurde kein Essen ausgeliefert, berichtete unter anderem das Nachrichtenportal von „t-online“. Einige „Rider“ waren extra aus Dortmund, Nürnberg, Stuttgart und Berlin angereist. Lieferando beschäftigt zwischen 6.000 und 10.000 Menschen in Deutschland. Sie kritisierten, dass, wer Vollzeit arbeite, sechs Tage in der Woche arbeiten müsse. 12 bis 14 Stunden pro Tag seien Vollzeitkräfte auf der Straße, um am Ende auf 1.500 bis 2.000 Euro Grundlohn zu kommen. Lieferando wirbt mit einem Bonussystem, das eine Entlohnung oberhalb des Mindestlohns sichern soll. Einen Erfolgsbonus gibt es aber nur dann, wenn eine bestimmte Zahl von Bestellungen pro Monat erreicht wird. Dies sei aber kaum zu schaffen, erklärte ein Betriebsrat gegenüber „t-online“.
Die NGG hat Lieferando bereits im Februar zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Sie will 15 Euro garantierten Stundenlohn für die „Rider“, ein 13. Monatsgehalt sowie höhere Zuschläge für Rand- und Feiertagsschichten. Lieferando gehört zum niederländischen Konzern „Just Eat Takeaway“. Einen Tarifvertrag gibt es für die „Rider“ bisher nicht. Lieferando ist nicht bereit, mit der NGG zu verhandeln. Das Unternehmen behauptet, dass die große Mehrheit der Fahrer mit dem Unternehmen zufrieden sei und einen Stundenlohn von über 14 Euro verdiene. Außerdem unterstütze man unter anderem die EU-Initiative zur besseren Absicherung von Plattform-Arbeitern.
NGG-Referatsleiter Mark Baumeister sieht das anders: „Lieferando und die Konzernmutter Takeaway Express sind internationale Player und kein charmant-chaotisches Hinterhof-Start-up: Es ist höchste Zeit, dass die harte und gefährliche Arbeit der Lieferando-Beschäftigten mit einem Tarifvertrag fair und verbindlich festgeschrieben wird.“ Falls sich das Unternehmen weiterhin weigert, Verhandlungen aufzunehmen, will die NGG ihre Protestaktionen ausweiten.