Der Krieg festigt die Zusammenarbeit zwischen Syrien und Iran

Strategische Partnerschaft

Von Manfred Ziegler

Werft die Iraner raus, sie handeln nicht in eurem Interesse und bringen euch nur Probleme“, forderte der israelische Kriegsminister Lieberman den syrischen Präsidenten Assad bei einer Inspektion auf dem von Israel besetzten Golan auf. „Werft die Iraner raus!“, das war von Beginn des Krieges an die Aufforderung an die syrische Regierung. Die „Achse des Widerstands“, wie das Bündnis von Iran, Hisbollah und Syrien bezeichnet wird, sollte gebrochen werden.

Grundlage des Bündnisses zwischen Iran und Syrien sind keineswegs religiöse Fragen, etwa ein Bündnis zwischen den Schiiten des Iran und den Alawiten in Syrien. Tatsächlich standen die Alawiten lange im Verdacht, gar keine Muslime zu sein – sowohl bei Schiiten, als auch bei Sunniten. So gab es trotz enger Beziehungen keinen Staatsbesuch des früheren Staatspräsidenten Hafez al-Assad im Iran, solange Khomeini lebte – Assad war für Khomeini kein „richtiger Muslim“.

Das unwahrscheinliche Bündnis zwischen dem arabischen säkularen Staat Syrien und der Islamischen Republik Iran geht bis auf die „Islamische Revolution“ und insbesondere den Krieg zwischen dem Irak und dem Iran zurück. Es beruht auf wirtschaftlichen Interessen und dem gemeinsamen Widerstand gegen die Nahostpolitik der USA und ihrer Verbündeten.

Syrien erkannte als erster arabischer Staat den islamischen Iran schon im Februar 1979 an. Und als der Irak unter Saddam Hussein mit wohlwollender Billigung der USA Krieg gegen den Iran führte, war Syrien der einzige arabische Staat, der den Iran unterstützte. Syrien schloss damals eine irakische Öl-Pipeline, was das Land um Millionen-Einnahmen brachte.

Die Zusammenarbeit vertiefte sich mit der israelischen Invasion des Libanon 1982, als Syrien und Iran schi­itische Milizen im Libanon unterstützten. Der Iran unterstützte Syrien auch im Kampf gegen die Moslembrüder. Und Syrien seinerseits war nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf einen Bündnispartner angewiesen. Dieses strategische Bündnis zwischen den beiden Staaten wurde auch durch gelegentliche Turbulenzen nicht gefährdet. Als die USA 1990 den Irak aus Kuweit vertrieben, beteiligte sich auch Syrien auf Seiten der USA am Krieg. Die syrische Teilnahme war aufgrund der vorangegangenen komplizierten Beziehungen zwischen Irak und Syrien nicht unerwartet. Der Iran dagegen betrachtete diesen Krieg als Auftakt einer Umstrukturierung des Nahen Ostens im Interesse der USA und lehnte den Krieg ab. Die Beziehungen zwischen Syrien und Iran blieben davon unberührt.

Nach dem Amtsantritt von Baschar al-Assad spielte der Iran eine wichtige Rolle in den syrischen Wirtschaftsreformen, obwohl der Handel Syriens mit z. B. den USA umfangreicher war als der mit Iran. Iran unterstützte Syrien beim Aufbau von Zementfabriken, einer Produktionslinie für Autos aus iranischen Einzelteilen und dem Aufbau von Kraftwerken. Viele iranische Spezialisten arbeiteten am Aufbau dieser Unternehmen.

Im August 2010 unterzeichneten Syrien und Iran ein Freihandelsabkommen, das den beiderseitigen Handel von 350 Millionen Dollar auf 5 Milliarden Dollar erhöhen sollte. Doch der Krieg veränderte alles. Die syrische Wirtschaft wurde zerstört, iranische Techniker und Ingenieure wurden von den Dschihadisten als angebliche „Scharfschützen“ der iranischen Armee bekämpft.

Die strategische Partnerschaft zwischen Syrien und dem Iran wurde im Krieg weiter gestärkt. Für Syrien und den Iran ist der Krieg um Syrien ein Schritt im Versuch der USA, den Nahen Osten umzugestalten. Beide Staaten werden in gleicher Weise von diesem Krieg bedroht. Für die USA ist das Ziel Regime-Change im Iran ungebrochen und gerade jetzt aktuell wie nie. Und der Weg nach Teheran führt über Syrien.

Das Bündnis zwischen Iran und Syrien (und der Hisbollah) ist im Kern eine Verteidigungsmaßnahme gegen die Politik der USA. Die propagandistische Aufforderung von Lieberman („Werft die Iraner hinaus“) zeigt, dass die USA, Israel und ihre arabischen Verbündeten die „Achse des Widerstands“ bisher nicht zerstören konnten.

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"Strategische Partnerschaft", UZ vom 18. Mai 2018



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