Stimmungskiller

Wochenlang war es der Running Gag in der UZ-Redaktion: Werden Sarah-Lee Heinrich und ihre Freunde vom Bundeskongress der „Grünen Jugend“ in Leipzig, den sie trotz Austritt noch begleitet hatten, in die S-Bahn hüpfen, um dann ­frenetisch beklatscht auf dem Halleschen Parteitag der Linkspartei einzuziehen?

Der Witz kündigte an, Wirklichkeit zu werden, als Jan van Aken und Ines Schwerdtner jeweils etliche Minuten ihrer Redezeit für einen besonderen Gast aufsparten. Und siehe da: Höhepunkt der Reden der neu gewählten Parteivorsitzenden war: Sarah-Lee Heinrich!

Die Delegierten kriegten sich vor Begeisterung kaum ein. Plötzlich schien da noch eine echte „Linke“ zu sprechen! Verteilungskämpfe zwischen Oben und Unten führen, Klassenstandpunkt – herrlich. Das konnte doch eigentlich nur in der einen Ankündigung enden, oder?

Aber Heinrich erwies sich als Stimmungskiller. „Gerade bräuchte es mehr denn je eine starke linke Partei“, führte sie aus. „Aber ich glaub, ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich sage: Dass ihr, liebe Linkspartei, das vielleicht gerade nicht stemmt.“

Das nahmen die Delegierten wohl übel, aber Heinrich setzte noch einen drauf, um der Stimmung den Todesstoß zu versetzen: „Wir haben gerade eine Beziehung beendet“, erteilte sie der Mitgliedschaft in der Linkspartei eine Absage. Man müsse sich erst mal sortieren. Aber vielleicht – zwinki­zwonki – könne man sich dann ja mal kennenlernen.

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"Stimmungskiller", UZ vom 25. Oktober 2024



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