Stimmung ausgezeichnet

Das Gespräch führte Olaf Matthes

UZ: Gerade hat der der Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann (SPD) auf der ver.di-Kundgebung gesprochen und erklärt, die Forderungen der Beschäftigten seien legitim. Wie fandest du seine Rede?

Ralf Fröhlich: Ich fand es erstmal gut, dass er sich so positioniert hat, das hat er ja auch letzte Woche schon gemacht. Die Bürgermeister der Städte müssen Position beziehen, um Druck auf die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) auszuüben.

UZ: Wie bewertest du den Aktionstag heute?

Ralf Fröhlich: Sehr erfolgreich. Es waren noch mehr Kolleginnen und Kollegen da als wir gedacht haben – wir wussten zwar, dass es groß werden würde, aber so groß, das habe ich persönlich nicht erwartet. Die Stimmung war sehr gut, und die Kollegen haben Kampfbereitschaft signalisiert.

UZ: Wie lief die Mobilisierung für den Streik in den letzten Tagen in Frankfurt?

Ralf Fröhlich: Die lief verhältnismäßig gut. Wir sind heute vom Gewerkschaftshaus mit einer eigenen Demo hierhergezogen – die Stimmung bei denen, die streiken, ist ausgezeichnet, wir könnten aber gut noch mehr Kolleginnen und Kollegen gewinnen.

UZ: Ihr stellt euch auf eine längere Auseinandersetzung ein.

Ralf Fröhlich: Na ja, wir haben schon eine längere Auseinandersetzung. Das ist die dritte Woche, wir gehen in die vierte Streikwoche. Wir haben klar gesagt: Wir wollen so lange weiterstreiken, bis es ein annehmbares Ergebnis gibt – das haben die Streikdelegierten in Fulda so miteinander besprochen, das ist die gemeinsame Vereinbarung, auf deren Grundlage bewegen wir uns. Und jetzt warten wir ab, was da kommt.

UZ: Wie ist denn die Beteiligung am Streik?

Ralf Fröhlich: Wir rufen alle Kolleginnen und Kollegen zum Streik auf. Wer dem folgt ist immer eine individuelle Entscheidung. Auch in Frankfurt haben einige KiTas geöffnet, viele haben Notdienste, etliche sind geschlossen. Das ist sehr unterschiedlich – und es ändert sich von Tag zu Tag.

UZ: Wie geht es jetzt weiter?

Ralf Fröhlich: Wir machen auch im Rahmen des Streiks weitere Aktionen. In Frankfurt rufen wir jetzt einmal die Woche den „Tag in Rot“ aus. Da fordern wir unsere Kolleginnen und Kollegen auf, rote Sachen anzuziehen – rot als Farbe der Arbeiterbewegung, Farbe von ver.di, Farbe des Kampfes. Wir werden morgen eine Fahrraddemonstration machen und eine Menschenkette von der Konstablerwache zur Hauptwache, um auch in der Öffentlichkeit auf unser Anliegen aufmerksam zu machen.

UZ: Die Presse berichtet, dass die Unterstützung durch die Eltern nachlässt.

Ralf Fröhlich: Das kann ich persönlich so nicht nachvollziehen. Hier haben ja heute auch Eltern gesprochen. Aber es ist natürlich so: So ein langer Streik stellt die Eltern vor eine schwierige Situation, und vielleicht verlieren einige dadurch auch einen Teil der Sympathie, die sie für unsere Forderungen haben.

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"Stimmung ausgezeichnet", UZ vom 5. Juni 2015



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