DKP Hamburg und DFG-VK diskutieren mit Kommunisten, die einst in der Bundeswehr wirkten

Stell dir vor es ist Krieg – und du musst hin

Katharina Kniesche-Schubert

Die Fragestellung hat etwas Drohendes: „Stell dir vor es ist Krieg – und du musst hin.“ Unter diesem Titel hat die DKP Hamburg zusammen mit der Aktion Internationale Solidarität der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) zu einer Veranstaltung über Wehrpflicht und Kriegsdienstverweigerung eingeladen. Mit Erfolg: Das Magda-Thürey-Zentrum in Eimsbüttel war proppenvoll. Vor allem junge Menschen kamen, um sich über den aktuellen Stand in Sachen Kriegsdienst zu informieren – und um Berichte älterer Genossen zu hören, die in den 1970er und 80er Jahren als Kommunisten in der Bundeswehr wirkten. Drei Genossen berichteten von ihren Erfahrungen. Sie agitierten innerhalb der Bundeswehr als Friedenskämpfer. In einzelnen Kasernen gab es sogar Friedensinitiativen. Diese Genossen traten als Soldaten in Uniform auf großen Friedensdemonstration auf, auch auf Kirchentagen. Diese Arbeit war nicht einfach für die Genossen, oft war sie mit Repression verbunden. Einige wurden für ihr Engagement mit Arrest und anderen Strafen belegt. Dazu gab es Berichte von der Aktion „Atomwaffenfreie Zonen“, mit der sich Ortschaften, Betriebe, Schulen zu solchen erklärten.

Die anschließende Diskussion drehte sich um die Frage, ob es auch heute noch sinnvoll wäre, zur Bundeswehr zu gehen – oder nicht. Einer ersten Einschätzung zufolge waren die gesellschaftlichen Verhältnisse im Hinblick auf die Friedensbewegung damals weiter entwickelt als heute. Das kam natürlich nicht von alleine. Es war ein weiter Weg hin zu den großen Protesten der Friedensbewegung gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in den 1980er Jahren und dem breiten Konsens dagegen in der Bevölkerung. Heute ist das zugrunde liegende Szenario ähnlich, aber noch keine breite Friedensbewegung entwickelt, obwohl der Widerstand in der Bevölkerung wächst.

Zur aktuellen Situation stellt sich die Frage, wie man sich konkret zu einer möglichen neuen Wehrpflicht verhalten soll. Macht es Sinn, schon jetzt zu verweigern? Ist es besser, abzuwarten? Der Vertreter der DFG-VK gab eine klare Empfehlung: Nicht jetzt schon verweigern, denn dann würde unweigerlich die Musterung folgen und man sei dann registriert. Es gelte abzuwarten, wie sich die Diskussion entwickele und wann ernst gemacht werde mit der Wehrpflicht. Wichtig sei, heute schon gegen „Kriegstüchtigkeit“ und Bundeswehr-Werbung an Schulen und auf Jobmessen aufzutreten. Dazu gab es tolle Ideen und Berichte von Aktionen, die stattgefunden haben oder geplant sind. Der DFG-VK-Vertreter schlug vor, Beratungsangebote zu entwickeln und Berater auszubilden, damit die Friedensbewegung entsprechend reagieren kann, wenn der Kriegsdienst wieder eingeführt wird.

Gegen 21 Uhr endete die Veranstaltung, obwohl die Diskussionen noch nicht beendet waren. Die Frage, wie wir gemeinsam gegen die Einführung des Kriegsdienstes, gegen die Militarisierung und Krieg kämpfen wollen, konnte nur angerissen werden.

Das Thema wird dringender und brennt vor allem jungen Menschen unter den Nägeln. Die Veranstaltung soll wiederholt werden, etwa auf dem Antimilitaristischen Camp von „Rheinmetall entwaffnen“ in Kiel. Es ist wichtig, die Diskussion anzubieten und anzuregen, wie das aktuell auch die SDAJ mit ihrer Kampagne „Eure Kriege – ohne uns“ macht. Vertreter von SDAJ und Aktion Internationale Solidarität stellen die Kampagne auf dem Methfesselfest in Hamburg am 31. August vor.

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