Steffen Rüdiger Seibert ist jetzt Botschafter Deutschlands in Israel. Bei politischem Personal habe ich schon seit langem aufgehört danach zu fragen, was sie denn für ihren jeweiligen Posten qualifiziert. Seibert hat immerhin Geschichte und Literaturwissenschaft studiert. Er wurde trotzdem „Journalist“ beim ZDF. Danach kam die Rolle als Merkel-Sprecher, die er mit offensichtlichem politischem Desinteresse bis zum Regierungswechsel gut spielte. Nun also Botschafter in Israel, seine bisher vielleicht schwerste Rolle. Eine erste Aufgabe war, in Tel Aviv gegenüber den Hinterbliebenen der Opfer des Olympia-Attentats in München 1972 „die gravierenden Folgen für die Hinterbliebenen der Opfer in immaterieller und in materieller Hinsicht erneut zu artikulieren“. In der Vergangenheit waren angebotene Entschädigungszahlen mit Empörung abgewiesen worden. Die Antwort war auch dieses Mal: zu wenig, zu spät. Opferfamilien fordern Aufklärung und eine Entschuldigung. Bei einer Gedenkveranstaltung Anfang September in München wollen sie aus Protest nicht teilnehmen. Schwieriges Thema, dachte sich denn wohl auch Seibert und ließ sich lieber pressewirksam mit dem ukrainischen Botschafter in Israel ablichten. #heimspiel
Steffen Rüdiger Seibert
Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.
An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)