Stahlbaron Jürgen Großmann hat die Schnauze voll von Modebegriffen wie „Work Life Balance“. Die Generation seines Vaters habe Deutschland nach dem Krieg aufgebaut, erzählt der alte Kapitalist in „Bild“, und auch er habe seinen Teil dazu beigetragen. Aber heute? Die deutsche Wirtschaft müsse sich endlich wehren gegen den „schleichenden Regimewechsel vom guten alten Markt zum grün gewandeten Marxismus“, so Großmann.
Und in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ verkündet er: „Wir haben die kürzesten Arbeitszeiten. Wir haben die höchsten Löhne. Wir haben die höchsten Steuern.“ Wir! Und dann kommt auch noch die IG Metall und fordert eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die jungen Leute wollen einfach nicht mehr ordentlich arbeiten und die IG Metall ist ihre Gewerkschaft. Okay, die meisten Aussagen von Großmann sind schlichtweg falsch und längst widerlegt. Und eigentlich tut Großmann nur so, als sei er verrückt geworden und wittere überall Kommunisten, Wokeness und Niedergang. Aber irgendwie muss auch ein Kapitalist auf sich aufmerksam machen, wenn er ein überflüssiges Buch auf den Markt bringt. Und genau das hat Großmann getan. Deshalb plappert er so häufig wie möglich gängige Thesen nach, die seiner Ansicht nach im Widerspruch zum herrschenden Zeitgeist stehen: „Wir“ brauchen mehr Leistung, mehr Bock auf Arbeit, mehr Produktivität! Denn nur so ist der Stahlbaron ja schließlich zu dem geworden, was er heute ist. Staatliche Subventionen oder die Arbeitsleistung von Tausenden von Stahlarbeitern, die sich ihre Gesundheit ruiniert haben in einem (über-)langen Arbeitsleben, hatten damit rein gar nichts zu tun.