Viele haben vom Darknet gehört, wenige waren schon mal dort. Umso mysteriöser ist es. Es scheint ein verwunschener Ort für liberale Freiheitsträume genauso wie für das absolute Grauen von Gewalt, Drogen und Sex zu sein.
Was steckt nun hinter dem Darknet? Das Bekannteste ist „The Onion Router“, kurz TOR. Dahinter versteckt sich eine Technologie, die einem ermöglicht anonym zu surfen. Mit einem speziell modifizierten Firefox-Browser, welcher von dem in Seattle beheimateten TOR Project bereitgestellt wird. Möchte man zum Beispiel anonym auf www.unsere-zeit.de surfen, dann wird man mit TOR über drei Server, sogenannte Knoten, gejagt, bis man dahin gelangt. Dafür stehen etwa 7 000 ehrenamtlich betriebene Knoten weltweit zur Verfügung (Deutschland ist mit 1 300 Knoten der Spitzenreiter). Die Spur, die man sonst im Internet hinterlässt, ist somit für Dritte verwischt. Der Nachteil dabei ist, dass einem unweigerlich das Pfeifen eines 56K-Modems wieder in Erinnerung gerufen wird und man beruhigt eine rauchen gehen kann, bis die Homepage fertig aufgebaut ist. Möchte man zu den Drogen gelangen, muss man die entsprechende Domain, die aus einer 16-stelligen Zeichenfolge und der Endung onion besteht, kennen. Dazu gibt es im normalen wie auch im Darknet sogenannte „hidden wikis“, die aber nicht viel anderes sind als Linklisten, wie sie vor Google weit verbreitet waren. Im Darknet werden hauptsächlich Drogen aller Art angeboten. Laut Bundeskriminalamt dürfte aber der ambitionierte Drogenkonsument selten erfolgreich zum Schuss kommen, da die meisten Angebote Fakes sind.
Darüber hinaus kann man auch nicht wirklich sicher sein, wie anonym man ist. Neben technischen Bedenken lässt einen der Zweifel nicht los, wenn man sich die Frage stellt, wer eigentlich den ganzen Spaß bezahlt. Nach dem Finanzbericht des TOR Projects haben sie ein jährliches Budget von 3,3 Millionen US-Dollar zu Verfügung. Nach eigenen Angaben setzte sich das Budget 2015 folgendermaßen zusammen: 962 055 US-Dollar (29 Prozent) stammten vom US-Außenministerium, 886 724 US-Dollar (27 Prozent) von Radio Free Asia, einem im Kalten Krieg vom CIA im Kampf gegen den Kommunismus gegründeten Radiosender, der mittlerweile der US-Rundfunkbehörde untersteht. Weitere 22 Prozent des Budgets (719 500 US-Dollar) stammen vom Stanford Research Institute, welches selber zwei Drittel seines Etats vom US-Verteidigungsministerium erhält. Die restlichen Beträge stammen von der National Research Foundation, der staatlichen Forschungsförderung der USA (7 Prozent) und 14 Prozent aus Spenden und anderen Zuschüssen. Nach eigenen Angaben stammen 85 bis 90 Prozent des Budgets aus staatlichen Zuwendungen.
Umso absurder erscheint es einem dann, dass die NSA seit Jahren öffentlich jammert, dass sie die Daten im TOR-Darknet nicht abfangen kann. Laut dem TOR Project benutzen 2,5 Millionen Menschen täglich TOR, wobei nur etwa 3,4 Prozent davon onion-Adressen ansteuern.