Nach dem Polizeimord an dem 16-jährigen Geflüchteten Mouhamed Lamine Dramé (siehe UZ vom 19. August und 26. August) ermittelt die Staatsanwaltschaft Dortmund mittlerweile gegen fünf Beamte.
Aus einem Schreiben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, das UZ vorliegt, geht hervor, dass Ermittlungen gegen den so genannten „Sicherungsschützen“ laufen, der den Jugendlichen mit einer Maschinenpistole niedermähte. Gegen den 29-jährigen wurde anfangs wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Jetzt wird geprüft, ob er des Totschlags verdächtig ist. Gegen eine Polizistin, die den Jugendlichen mit Reizstoff besprühte, sowie eine Beamtin und einen Beamten, die ein „Distanz-Elektroimpulsgerät“ einsetzten, wird wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt ermittelt. Der Einsatzleiter steht unter anderem wegen Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung im Amt im Fokus der Ermittlungen. Die fünf Verdächtigten schweigen bislang. Neben der Mordkommission der Polizei Recklinghausen ermitteln jetzt auch die Rechtsmedizin Dortmund und das Bundeskriminalamt.
Laut Polizei Dortmund wurden Disziplinarverfahren eingeleitet gegen die fünf Beamten, gegen die ermittelt wird. Ein Beamter sei vorläufig vom Dienst suspendiert worden.
Aus dem Schreiben des Innenministeriums geht auch hervor, dass insgesamt zwölf Beamte an dem tödlichen Einsatz beteiligt waren, nicht elf, wie bisher berichtet. Die Ermittlungen hätten nicht ergeben, dass Mouhamed Dramé zum Weglegen des Messers aufgefordert worden sei. Der Jugendliche hatte sich ein Messer an den Bauch gehalten, was von Betreuern der Jugendhilfeeinrichtung, in der Dramé untergebracht war, als Suizidversuch gewertet worden war. Dramé war erst kurz vor seiner Ermordung aus Rheinland-Pfalz nach Dortmund gekommen, auf eigenen Wunsch.
Der „Spiegel“ zitiert aus einem Übergabebericht aus Rheinland-Pfalz, datiert auf den 22. Juni: „Der Jugendliche sollte dringend therapeutisch angebunden werden. Er selbst gibt an, ebenfalls therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen. Aufgrund des Alters und der starken Traumatisierung empfehlen wir eine Unterbringung in einer therapeutischen Wohngruppe.“
Aus dem Solidaritätskreis Mouhamed hieß es, der zivilgesellschaftliche Druck, den man ausübe, habe dazu geführt, dass die Ermittlungen jetzt ernsthafter betrieben würden. Der Kampf um Aufklärung und gegen Polizeigewalt und Rassismus gehe weiter.