Stell dir vor, du hattest einen Unfall, bist schwer erkrankt oder erholst dich von einer komplizierten Operation. Es hat dich auf die Intensivstation eines katholischen Krankenhauskonzerns verschlagen – schon nicht schön. Wenn du denkst, dass es kaum noch schlimmer kommen kann, öffnet sich die Tür und er tritt ins Zimmer: Friedrich Merz (CDU), BlackRock-Millionär, passionierter Privatflieger und selbsternannter Vertreter der „oberen Mittelschicht“. So muss es den Patienten des Klinikums Hochsauerland ergangen sein, als der im blauen Kasack kostümierte Fraktionschef an ihre Betten trat. Eine Frühschicht lang spukte er über die Intensivstation, „nicht als Politiker, sondern als Teil des Pflegeteams“, wie er betonte. Schade, als Politiker hätte er sich für gute Löhne, erträgliche Arbeitsbedingungen und eine anständige Patientenversorgung einsetzen können. Als Nicht-Politiker konnte er nur für die Pressefotografen posieren und seinen aufopferungsvollen Dienst an der Gesellschaft inszenieren. Die überarbeiteten Kolleginnen und Kollegen werden es ihm sicher danken, ebenso wie die Patienten. Zumindest die, die den Schreck am Morgen überlebt haben.
Spuk in der Intensivstation
Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.
An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)