Kai-Heinrich Long schreibt die Biografie seines Vaters Luz

Sportsgeist in dunkler Zeit

Von Kai Böhne

sportsgeist in dunkler zeit - Sportsgeist in dunkler Zeit - Sport, Vermischtes - Die letzte Seite

Kai-Heinrich Long

Luz Long – eine Sportlerkarriere im Dritten Reich.

Sein Leben in Dokumenten und Bildern

272 Seiten, Hardcover, Arete Verlag, Hildesheim 2015

ISBN 978–3-942468–26-8

Preis: 19,95 Euro

Die Nazis wollten 1936 die Berliner Olympiade als Exempel rassischer Überlegenheit instrumentalisieren. Doch zwei Leichtathleten, der Deutsche Luz Long und der US-Amerikaner Jesse Owens, lebten – trotz aller politischen Widrigkeiten – den olympischen Gedanken von Völkerverständigung und fairem Sportsgeist.

Dies dokumentieren zahlreiche Fotos, sie zeigen die beiden Sportler bäuchlings auf dem Rasen des Olympiastadions liegend. Während der Wettkämpfe hatten sie sich angefreundet, nach der Siegerehrung hakten sie sich unter und gingen gemeinsam Richtung Zuschauerränge.

Hinter Jesse Owens erreichte Long am 4. August die Silbermedaille im Weitsprung. Anfang August 1937 gelang Long mit 7,90 Metern ein Europarekord im Weitsprung. Erst 19 Jahre später konnte dieser Rekord eingestellt werden. Kai-Heinrich Long war eineinhalb Jahre alt, als er seinen Vater, den Leichtathleten und Olympiamedaillengewinner Luz Long (1913–1943), verlor. Anlässlich einer Sportwerbereise machte Jesse Owens 1951 den Sohn seines Sportfreundes ausfindig und traf sich mit Kai-Heinrich und dessen Mutter in Hamburg.

In aufwendiger, detektivischer Kleinarbeit hat Kai-Heinrich Long sämtliche Verweise und Mosaiksteinchen, die er über das kurze Leben seines Vaters zusammentragen konnte, zu einer Sportlerbiografie zusammengestellt. In das Werk sind unveröffentlichte Tagebucheintragungen, Briefe und Fotos aus dem Familienbesitz, Zigaretten-Sammelbilder, Erinnerungen von Zeitzeugen sowie zahlreiche zeitgenössische Beiträge aus Zeitungen und Zeitschriften eingegangen.

Kai-Heinrich Long hält sich mit eigenen Schilderungen und Kommentierungen weitgehend zurück, er zieht es vor, die vielen Dokumente für sich sprechen zu lassen. Schade, dass die Fotos im Buch recht unscharf reproduziert wurden, hier hätte eine geeignete Rasterung Abhilfe schaffen können. Luz Long starb bei einem Gefecht im Juli 1943, als die Alliierten auf Sizilien landeten. Anlässlich der 100-Jahr-Feier des Leipziger Sport-Clubs wurde im Jahr 2001 ein Weg auf dem Gelände der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig nach Luz Long benannt.

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"Sportsgeist in dunkler Zeit", UZ vom 29. Januar 2016



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