Wie viele andere Diskussionszelte war auch die Casa Cuba überfüllt, als es am Samstag Nachmittag um die „Erfolge und Schwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus“ ging. Ein Erfolg war schon bei der Besetzung des Podiums sichtbar: Es wurde von Frauen dominiert. Neben Chuc Tuan Duc, Gesandter Botschaftsrat der Sozialistischen Republik Vietnam, hatten dort unter Leitung von Renate Koppe, der Internationalen Sekretärin der DKP, Juana Martinez, Botschafterin der Republik Kuba, und Xiaoxuan Yu, Gesandte Botschaftsrätin der Volksrepublik China, Platz genommen.
Vor Beginn der rund 90-minütigen Debatte hatte zunächst Patrik Köbele das Wort. Der Vorsitzende der DKP war sichtlich glücklich über den hochkarätigen Besuch aus den Ländern des realen Sozialismus wie auch über das große Interesse an ihren Erfahrungen. „Wir sollten bei allen Diskussionen um ihre Erfahrungen niemals vergessen, dass unser Kampf hier auch über die Spielräume für die, die den Sozialismus praktisch aufbauen, mit entscheidet“, so Köbele.
Die drei Gäste, die mit über 1,5 Milliarden Menschen deutlich mehr Menschen repräsentierten als die drei imperialistischen Hauptmächte USA, EU und Japan, eröffneten ihre Vorträge mit Dank und Anerkennung über dieses Fest. Die Genossin Martinez verknüpfte dies unter Beifall des ganzen Zeltes mit einem „besonderen Gruß an die vielen Jugendlichen hier – Ihr habt meine besondere Umarmung, denn Ihr seid die Zukunft!“.
Keiner der drei verschwieg die „Schwierigkeiten“, die im Titel und nachfragend von Renate Koppe thematisiert wurden. Sowohl in den Anfangsvorträgen als auch in der anschließenden, kritisch-solidarischen Diskussion spielte dabei die Frage eine Hauptrolle, ob die Einführung von Marktelementen – in China seit 1992 Linie der Partei, in Vietnam etwas später und inzwischen auch in Kuba – das langfristige Ziel der Überwindung von Ware-Geld-Beziehungen gefährden könnte. Alle drei Parteien sehen diese Problematik, aber „die Höherentwicklung für hunderte von Millionen“ sei unter den konkreten Bedingungen in China ohne eine vorübergehende ungleiche Einkommensentwicklung nicht zu erreichen, wie Genossin Yu betonte. Sie wurde dabei unterstützt vom Genossen Duc, der bei Anerkennung des Problems darauf hinwies: „Von der Entwicklung profitiert die ganze Gesellschaft, nicht nur eine Minderheit.“ Die kubanische Genossin machte darauf aufmerksam, dass es unter den aktuellen Bedingungen keinen „Sozialismus pur“ geben könne. Er müsse aufgebaut werden in „feindseliger Umgebung“, unter Bedingungen von Blockaden und Wirtschaftskriegen. Mit zustimmendem Beifall wurde ihr dezenter Hinweis quittiert, alle drei hier vertretenen Länder würden das weiter versuchen, was in Deutschland länger als bis 1989 eben nicht gelungen sei.
Beeindruckt waren wohl alle im Zelt von dem ruhigen, selbstbewussten Optimismus, den die Botschaftsvertreter ausstrahlten – weil eben bei allen Schwierigkeiten die Erfolge überwiegen.