Soldaten-Posse und was man daraus macht

Herbert Becker zu einer Fake-News

Peter Tauber, bis Februar 2018 Generalsekretär der CDU und seitdem bei Ursula von der Leyen als Parlamentarischer Staatssekretär damit beschäftigt, die üble Politik umzusetzen, hat sich einen richtigen „Klops“ geleistet. Er selbst produziert eine Fake-News, also wider besseres Wissen und ohne kritische Prüfung der Nachricht legte er los.

Aufgeregt und empört meldete er sich via Twitter in der letzten Woche mit der Nachricht, zwei Bundeswehrsoldaten seien auf dem Weg zum Dienst in Bad Hersfeld von drei Angreifern angegangen worden, diese seien zwischen 20 und 30 Jahre alt und schlank gewesen, sie hätten kurze schwarze Haare, stark gebräunte Haut und dunkle Augen gehabt. Also wunschgemäß zum Bild, das sich von jungen Männern gemacht werden soll. Tauber, der auch den Bad Hersfelder Wahlkreis in Berlin vertritt, drückte sofort aufs Tempo und wunschgemäß machte „Bild“ daraus eine fette Schlagzeile und Nachricht.

Jetzt die Meldung, die bei einigem Nachdenken nicht überrascht: Die beiden Soldaten hatten sich das Ganze nur ausgedacht, da sie – nicht zu ersten Mal – zu spät zum Dienst gekommen seien. Selbst die angeblichen Verletzungen hatten sie sich selbst beigebracht. So weit die Posse. Viel schlimmer, wie Peter Tauber nun seinen Rückzieher – via Twitter – formuliert: „So ein Verhalten geht gar nicht! Damit erweisen sie all jenen Kameraden einen Bärendienst, die wirklich von Übergriffen betroffen sind!“ Er dreht den Spieß noch einmal um, denn er könnte aus genauer Kenntnis wissen, dass es keine „Übergriffe“ auf Soldaten gegeben hat oder gibt, und relativiert die Aktion der beiden Dummbeutel.

Die Art und Weise, wie deutsche Soldaten sich bei den Auslandseinsätzen benehmen, wie sie verantwortlich sind für Einsätze, die Leib und Leben der Zivilbevölkerung zerstören, ist Tauber keine Twitter-Meldung wert. Dass für das Regierungsblatt „Bild“ die neue Entwicklung keine Schlagzeile wert ist, sondern sie ihn nur auf ihrem Twitter-Account versteckt, ist nicht neu. Die Fake-News bleibt in den Köpfen und wird – jede Wette – in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur an Stammtischen, sondern von AfD-Figuren und anderen weiter aufgewärmt.

Die AfD Hessen lässt die Falschmeldung prominent auf ihrem Internet-Auftritt stehen, nur wer weiter scrollt, findet die kleinlaute Richtigstellung. Ob Peter Tauber aus der Nummer unbeschadet rauskommt, ist bei denen in der CDU, die mit seinem Stil (weniger mit seiner politischen Haltung) nicht einverstanden sind, vielleicht mehr wert als nur ein Sommerloch-Aufreger.

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"Soldaten-Posse und was man daraus macht", UZ vom 3. August 2018



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