Erste Ausfallerscheinungen greifen um sich: Sprechen mit Pflanzen und Haushaltsgeräten. Dabei über die Anschaffung eines minimal anspruchsvollen Haustieres sinnieren (Goldfisch? Schildkröte? Riesen-Assel?). In die Badewanne gehen vor Langeweile, obwohl man bereits geduscht hat. Die Wiederholung eines Tatortes sehen, dessen Wiederholung man bereits vor vier Monaten gesehen hat. Dabei den Mörder raten. Kochen. Solche Sachen.
Gartenbro A. und ich besprechen im Garten – brav zu zweit – die aktuelle Lage. Stimmt das alles, was uns vorgesetzt wird? Steckt da was anderes oder mehr dahinter? Wie weit geht die Regierung, welche (Grund-) Rechte werden weiter beschnitten? Was macht man noch mit und wo verweigert man sich? Ist Donald Trump ein realer Mensch? Wäre bei so schwierigen Themen ein zweiter Wodka zum zweiten Espresso nicht äußerst hilfreich? Solche Sachen.
Die UZ im Home-Office (mit-)zu produzieren läuft gut. Segen Internet. Man lädt geschriebene Artikel runter und fertige Seiten wieder hoch oder umgekehrt, je nachdem, wer wo sitzt und welche Aufgabe hat. Dass der eine oder andere Redakteur dabei seinen Artikel „ins Nirvana“ schickt… nun denn, das gab es vorher auch schon. Und da war es ungleich schwerer! Muss dann halt neu gemacht werden. Und alles läuft ohne Sichtkontakt mit Skype oder Ähnlichem, was ich sehr freundlich finde: Ich mag mein Gesicht schon beim Rasieren nicht. Und die anderen sind auch nicht viel hübscher.
Bei den Arschlöchern von „Die Rechte“ in Dortmund würde ich jetzt gerne mal Mäuschen spielen. Was macht so ein Nazi wohl gerade? Sich auf den 3. Weltkrieg vorbereiten? Bunker anlegen und alten Damen das Klopapier klauen? Mensch-ärger-den-Deutschen-nicht spielen? Reichskriegsfahnen häkeln? Arische Pornos gucken? Zumindest in Sachen Aktionen ist gerade nichts los im „Nationalen Widerstand“, und das ist wohl einer der wenigen Vorteile des Wortes mit C., dass ich wenigstens in einem Artikel mal nicht benutzen werde. Und wenn das alles vorbei ist und die Braunen wieder auf die Straße gehen wollen: Blockieren, demonstrieren, informieren: Solche Sachen.
Solange es so ist, wie es ist, lege ich abends Schallplatten auf. Richtige Schallplatten und nicht so ein Computergedödel. Da findet sich nach Jahren die Tom Robinson Band mal wieder auf dem Teller, der gute alte Degenhardt oder Chumbawamba („Enough is enough is enough“ Yes!). Und je lauter man macht, je lustiger knistert es. Ich war nie ein Sammler, immer ein Benutzer, und das hört man dann wirklich. Meine Nachbarn auch, denn so ein alter Verstärker von Yamaha kann es wirklich laut. Und dann kommen noch Slime, Kettcar, The Clash und Kortatu dazu. Und die Nachbarn, die für all das viel zu jung sind, denken dann wahrscheinlich: Ach nee, bitte nicht wieder solche Sachen!
PS: Mein Zu-Hause-Bleiben-Tipp: Samstag war ich in Osnabrück. Lohnt nicht.