Auf Kuba gibt es keine Impfpflicht – aber über 90 Prozent Geimpfte

So wird das gemacht

Während in Deutschland über eine Impfpflicht gestritten und Ungeimpften die Schuld am Verlauf der vierten Welle gegeben wird, beweist Kuba, dass der Kampf gegen die Pandemie auch ohne Zwangsmaßnahmen erfolgreich geführt werden kann. Voraussetzung dafür ist ein solidarisches Gesellschaftsmodell, das den Bedürfnissen der Bevölkerungsmehrheit Vorrang vor Profitinteressen einer Minderheit einräumt.

Auch ohne Impfpflicht haben laut Angaben der Johns-Hopkins-Universität in der sozialistischen Inselrepublik bis zum vergangenen Montag über 92,6 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten und knapp 85,9 Prozent waren bereits vollständig geimpft. Obwohl Gesundheitsminister José Angel Portal Miranda davor warnte, dass die „Zahl der mit der Omikron-Variante infizierten Patienten in den nächsten Tagen weiter rapide ansteigen“ werde, betrug die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag noch 92,5. Die Letalitätsrate, das heißt der Anteil an Infizierten, die an der Krankheit stirbt, war Anfang der Woche auf 0,85 Prozent gesunken, während sie in der Bundesrepublik mit 1,51 Prozent fast doppelt so hoch war.

Trotz der – auch in der Pandemie – mehrfach verschärften US-Blockade und dem Versuch, das Land durch gewalttätige Aktionen einiger aus dem Ausland finanzierter Provokateure zu destabilisieren, hat Kuba gute Voraussetzungen, die Omikron-Welle besser zu überstehen als die kapitalistischen Länder mit ihren restriktiven Maßnahmen.

Laut Weltgesundheitsorganisation verfügt Kuba weltweit über die höchste Zahl an Ärzten im Verhältnis zur Bevölkerung. Ein Arzt betreut 122 Einwohner, in Deutschland sind es 231. Das System von Familienärzten und Krankenschwestern in allen Stadtteilen, mehr als 11.000 Arztpraxen und 450 Polikliniken ist das Fundament eines staatlich organisierten Gesundheitswesens, in dem Vorsorge und Versorgung von Patienten nicht den Profitinteressen privater Eigentümer untergeordnet sind. In Kuba entwickelte Medikamente und Impfstoffe werden von staatlichen Unternehmen hergestellt. Sie sind dem Schutz der eigenen Bevölkerung wie auch von Menschen in anderen Ländern verpflichtet und nicht den Pharmariesen, die möglichst hohe Gewinne anstreben. Das sozialistische System Kubas schafft Vertrauen und erweist sich als überlegen, während sich die antagonistischen Widersprüche des kapitalistischen Systems in der Pandemie verschärfen.

Ein Gesundheitswesen, das auf Privatisierung, Einsparungen, Fusionen, Personalabbau, Krankenhausschließungen und Gewinnmaximierung setzt und den Menschen in Pflegeberufen eine angemessene Bezahlung verweigert, schafft kein Vertrauen. Eine Regierung, die dafür verantwortlich ist, ebenso wenig.

Während die Aktionäre von Pharmaunternehmen, deren Gewinne explodieren, und andere Profiteure der Pandemie sich die Hände reiben, stehen kleine Gewerbetreibende und Selbstständige vor dem Bankrott. Erwerbslose, prekär Beschäftigte und Rentner müssen nicht nur entscheiden, ob sie essen oder heizen wollen, sondern werden auch bei der Gesundheitsversorgung immer öfter zur Kasse gebeten.

Das alles ist Grund zum Protest und steht doch nicht im Mittelpunkt der sogenannten Corona-Demonstrationen in Deutschland. Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist auch mit restriktiven Maßnahmen nicht fähig, die Krise zu lösen. Es verschärft sie, spaltet und schafft so auch den Nährboden für rechte Rattenfänger. Das Beispiel Kuba zeigt, dass es auch anders geht.

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"So wird das gemacht", UZ vom 14. Januar 2022



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