Reinhard Grindel ist nicht länger DFB-Präsident. Nachdem die Medien sich auf ihn eingeschossen hatten, weil er sich eine Uhr habe schenken lassen und weil er für einen Posten in einer DFB-Tochtergesellschaft zusätzlich 78 000 Euro jährlich kassierte, war sein Rücktritt fällig. Also das Übliche, wenn jemand zu viele Fettnäpfchen gesucht und gefunden hat und die Menge der Leichen, die er selbst im Keller gelagert hat, nicht ausreicht, um dagegenzuhalten. Dass der CDU-Mann im weinerlichen Tonfall seinen Abschied verkündete, passt zum „ertappten Sünder“, als den ihn die Seilschaft aus Politik, DFB und Medien vorgeführt hat. Heuchlerisch ist der ganze Vorfall allein deshalb, weil Grindel sich in den letzten Jahren reichlich daneben benommen hat, ohne dass ihm dies heftige Vorwürfe eingebracht hatte. Im Juli 2013, Grindel stand kurz vor seiner Wahl zum DFB-Schatzmeister, meinte er im Bundestag „Wer Ja zu Deutschland sagt, wer gerne bei uns leben will, von dem kann ich auch die Entscheidung für die deutsche Staatsbürgerschaft unter Ablegung seiner alten Staatsbürgerschaft erwarten“. Bereits 2004 ließ er im Bundestag den Spruch unter sich, „Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmuddel“.
Bevor Grindel Schatzmeister im DFB wurde, trug er den Titel „Antikorruptionsbeauftrager des DFB“ vor sich her, im Bundestag enthielt er sich zur gleichen Zeit der Stimme, als es um die Strafbarkeit bei Abgeordnetenbestechung ging. Kurz bevor Grindel im Frühjahr 2016 DFB-Präsident wurde, kam der Bericht der Anwaltskanzlei Freshfield zum „Sommermärchen 2006“. Grindel gab im Brustton des Kenners zu Protokoll „Es gibt keinerlei Anzeichen, dass die WM gekauft wurde. Alles, was wir im DFB zur Aufklärung beitragen konnten, haben wir gemacht.“ Der willfährige Bericht war nur eine teure Luftnummer, die Weißwaschung der handelnden Akteure fand statt. Kurz vor dem kläglichen Auftritt der Nationalmannschaft bei der WM 2018 machte das Foto von von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Recep Erdogan aufgeregten Wirbel. Grindel versuchte, das Thema schnell ad acta zu legen, stellt sich nicht vor die beiden Jungmillionäre, die einem Medien-Hype ausgesetzt sind, sondern ließ Sprüche ab wie: „Wir haben darüber gesprochen, es war ein Fehler, das haben die beiden eingesehen. Jetzt sollte der Fußball im Mittelpunkt stehen.“
Zum wenig transparenten Geschäftsgebaren im DFB gehört, dass viele wirtschaftliche Aktivitäten in insgesamt 13 Tochtergesellschaften versteckt werden. Nach außen stellen sich die Verantwortlichen als „Ehrenamtler“ dar, die nur Aufwandsentschädigungen erhalten, über ihre Posten bei den „Töchtern“ des DFB werden dann ordentliche Zusatzzahlungen fällig. Den Rücktritt von allen Ämtern und den „Verdienstausfall“ hat er nur akzeptiert, weil man ihm die, ebenfalls mit ordentlichen Zahlungen verbundenen, „Ehrenämter“ in der UEFA und der FIFA belassen will.
Das Gebaren dieses Herrn war und ist seit Jahren bekannt, die Journalisten, Sportblätter und der ganze Boulevardjournalismus, die aus dem Geschäft mit dem Profi-Fußball ihre Daseinsberechtigung ziehen, halten still, solange ein „Mächtiger“ in Amt und Würden ist. Strauchelt einer dieser Herren, dann aber feste druff, denn manchmal braucht es auch eine solche Chose, um die Pokale „Fairness und Transparenz“ weiter hochhalten zu können. Wenn Figuren, die das Geschäft besser beherrschen und ob ihrer wirtschaftlichen Potenz mal auffällig werden, hält die Aufregung nicht lange an. Ein Karl Heinz Rummenigge kommt mit hängenden Armen aus dem Airport, weil die Menge der Uhren den Körper arg runterzieht. Ein Uli Hoeneß schleppt Teppiche durch die Abfertigung und „vergisst“, Zollgebühren zu zahlen. Die beiden sind jedoch beim mächtigen FC Bayern tätig, da ist die Medienmeute vorsichtig, denn Geschäft ist halt Geschäft.