Ein Sieg für die Militaristen: Rostock hat ein NATO-Hauptquartier. Am 21. Oktober wurde es höchstpersönlich vom deutschen Verteidigungsminister eröffnet. Und damit niemand auf die Idee kommt, dass mit der Eröffnung gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag verstoßen werden könnte, erwähnt der Verteidigungsminister, dass es sich gar nicht um eine NATO-Einrichtung handele. (…) Das Signal jedoch soll heißen: Fürchte dich, Russland, Deutschland hat die Führung der Seemacht übernommen. Der Herr Verteidigungsminister wird sich vermutlich nicht um DDR-Literatur kümmern. Schade. Es ist nämlich erwähnenswert, dass Gerhard Grümmer aus Rostock ein Buch mit dem Titel „Irrfahrt“ geschrieben hat. Drei Jungen legten während des Zweiten Weltkrieges ein Notabitur ab und wurden dann eingezogen. Sie träumten, als Marinesoldaten am Krieg teilzunehmen und als Helden heimzukehren. Sie waren so richtig kriegstüchtig erzogen, wie unser Verteidigungsminister es sich auch für unsere Jugend heute wieder wünscht. Nur einer der Jungen konnte sich den Traum erfüllen, der allerdings zum Albtraum wurde. Erst als die Minen unter Wasser um ihn herum explodierten, setzte das Nachdenken ein. Seine beiden Freunde? Tot! Die Eröffnung des NATO-Hauptquartiers ist ein Schritt zur Kriegstüchtigkeit. Am Ende werden wieder Tote zu beklagen sein und Albträume die Köpfe der Überlebenden beherrschen.
Zu „NATO in Rostock“, UZ vom 18. Oktober
So richtig kriegstüchtig
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