Signal aus Moskau

Manuela Tovar über militärische Unterstützung für Venezuela

Venezuela sieht sich einer immer engeren Einkreisung feindlich gesinnter Regierungen gegenüber. Während die Bedrohung durch Kolumbien und das halbe Dutzend von US-Militärbasen in dem Nachbarland nichts Neues ist, verschärft sich die Lage an der Grenze zu Brasilien zusehends. Mit der Machtübernahme durch den Faschisten Jair Bolsonaro am 1. Januar wird das größte Land Südamerikas zu einem weiteren Aufmarschgebiet gegen die Bolivarische Republik. Und die USA drohen schon seit längerem offen mit einer militärischen Intervention, die Pläne dafür liegen offenbar schon in der Schublade. Provokationen an den Grenzen gab es bereits.

In dieser Situation ist Venezuela auf starke Verbündete angewiesen, die eine solche Aggression möglichst schon im Vorfeld verhindern können. Neben China, das sich vor allem im wirtschaftlichen Wiederaufbau des von Blockaden durch die USA und die EU strangulierten Venezuela engagiert, ist vor allem Russland ein solcher Partner. Der demonstrative Flug von zwei russischen Überschall-Langstreckenbombern über 10000 Kilometer nach Venezuela ist ein klares Signal an Washington und dessen Verbündete: Caracas ist nicht alleine. Die beiden Maschinen, die am 10. Dezember in Caracas begrüßt wurden, begleiteten ein Transport- und ein weiteres Langstreckenflugzeug sowie 100 Soldaten, zudem sollten wenige Tage später weitere Militärtechniker und andere Spezialisten in dem südamerikanischen Land eintreffen. Die Rede ist von einer gemeinsamen Übung der Luftabwehr, doch es wird auch schon über die Errichtung eines russischen Stützpunkts in Venezuela spekuliert. Bislang würde ein solcher jedoch gegen die Verfassung von 1999 verstoßen.

In den USA wurde die Botschaft trotzdem verstanden. Anders sind die wütenden Reaktionen von Außenminister Mike Pence oder Senator Marco Rubio nicht zu erklären. Es zeugt nicht von diplomatischem Gespür, Russlands Regierung als „korrupt“ und „diktatorisch“ zu attackieren, weil sie Venezuela zu Hilfe eilt. Moskaus Antwort fiel genüsslich aus. Man rechnete den USA vor, wieviel Geld sie mit ihren militärischen Abenteuern in Libyen, Afghanistan und im Irak verschwendet haben.

In Venezuela kommt es aber auch darauf an, die militärische Unterstützung von außen für eine Konsolidierung im Inneren zu nutzen. Wenn es der Regierung von Präsident Nicolás Maduro nicht endlich gelingt, die Hyperinflation in den Griff zu bekommen, Korruption und Bürokratismus zu bekämpfen und die Versorgungslage zu normalisieren, wird die eigene Basis weiter wegbröckeln. Das ist die eigentliche Bedrohung der „Bolivarischen Revolution“.

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"Signal aus Moskau", UZ vom 21. Dezember 2018



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