Betr.: „Rechtsentwicklung in der BRD“, UZ v. 10.2.

Sie kommen aus dem Westen

Von Raimon Brete, Chemnitz

Der rechte Virus, oft zu hören und zu lesen, grassiert wohl besonders im Osten Deutschlands, dessen Herkunft aber zu hinterfragen ist. Bei genauerer Analyse kam mir spontan der Slogan „Die Rechten kommen aus dem Westen“ in den Sinn. Dies ist sicher eine sehr verkürzte Sichtweise, aber es ist auffallend, dass die Führungsriege der AfD mit westdeutschen Biografien, also einer von westlichen Werten geprägten Zeit ihrer Bildung und Sozialisierung, aufwartet. Sie sind Kinder einer Zeit, wo Nazis (Globke, Kiesinger, Speidel …) in der Bundesrepublik führende Positionen in Politik, Justiz, Polizei, Geheimdiensten, Bundeswehr, Bildung innehatten.

Petry, Höcke, Gauland, Maier… hat es, warum auch immer, in den Osten verschlagen und hier rekrutieren sie sicher nicht ungeschickt das Personal und Wählerinnen und Wähler für ihre menschenverachtende Ideologie. Ein gleiches Muster finden wir beim Aufbau der NPD sowie rechtsradikaler Gruppen, vor allem in den sogenannten neuen Bundesländern. Letztendlich werden aber vorwiegend durch Politiker und leider auch Medien nur die Menschen und Verhältnisse im Osten für den offensichtlichen Rechtsruck von Sachsen bis Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich gemacht. In den Betrachtungen bleibt völlig ausgeblendet, dass nach 1990 ein Heer von Beamten den Osten überschwemmte und die maßgeblichen Führungspositionen besetzten. Sie haben doch ihre Wertevorstellungen eingebracht und mit zum Teil drakonischen Maßnahmen, wie z. B. Evaluierungen, Entlassungen, durchgesetzt und auch dafür gesorgt, dass personalpolitisch ein Kahlschlag in Bereichen wie Wissenschaft, Bildung, Kultur, Medien, Justiz, Polizei usw. erfolgte. Dieser Prozess vollzog sich auch bei den einverleibten und neu gegründeten Parteien sowie z. T. bei den Gewerkschaften.

Auch diese Umstände, und nicht nur die gebrochenen Biografien, waren doch in den vergangenen 26 Jahren für die Menschen im Osten prägend und haben wohl einige, neben den sozialpolitischen Verwerfungen, empfänglich für Petry und Konsorten gemacht.

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"Sie kommen aus dem Westen", UZ vom 17. Februar 2017



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