Am 15. Dezember hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert: Die Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten, Gründerin des Auschwitz-Komitees für die Bundesrepublik Deutschland, die kämpferische Antifaschistin, unsere Genossin Esther Bejarano.
Esther Bejarano fehlt, jeden Tag. Nicht nur als starke Kämpferin gegen alte und neue Nazis auf der Straße und in den Parlamenten, als mutige Streiterin für den Frieden. Es fehlt uns der Mut, den sie gemacht hat, wenn sie erzählt hat, wie sie getanzt, musiziert und gefeiert haben am 8. Mai 1945, als Deutschland endlich vom Faschismus befreit war. Es fehlen ihre Konzerte, gemeinsam mit ihrem Sohn Joram und der Microphone Mafia auf unseren UZ-Pressefesten.
Esther Bejarano fehlt in diesen Tagen besonders, wenn rechte Kräfte und solche, die sich als Linke tarnen, aber rechts sind, die Solidarität mit Palästina als antisemitisch verunglimpfen. Sie fehlt, wenn es auf einmal in Medien und Politik ausgemachte Sache ist, dass die Gefahr für Jüdinnen und Juden in diesem Land nicht mehr von Nazis, sondern von Linken und Migranten ausgeht.
Bereits im Jahr 2018 musste sich Esther wehren gegen die Vorwürfe, die ihr als Überlebende der Nazi-Gräuel gemacht wurden. Sie habe, so Esther, „nicht das Vernichtungslager Auschwitz, das KZ Ravensbrück und den Todesmarsch überlebt, um jetzt von sogenannten ‚Antideutschen‘ und Konsorten als Antisemitin beschimpft zu werden“.
Die Beschimpfungen, die Repressionen gegen solche, die, wie Esther, das Recht auf Leben auch für Palästinenserinnen und Palästinenser gegen die israelische Regierung verteidigen, wachsen jeden Tag. Es gilt, sich ein Beispiel an Esther Bejarano zu nehmen und sich nicht klein kriegen zu lassen.
„Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen“, so Esther. Wer für ein menschenwürdiges Leben für alle ist, auch nicht. In Esthers Sinne werden wir uns dabei auf uns selbst verlassen. Und am Sonntag ein Glas auf die mutige Esther trinken, die Kämpferin für das Menschenrecht.