„Sicher unterwegs“

Rainer Perschewski zur Kampagne der EVG

Die öffentliche Sicherheit ist ein Thema, das sehr schnell die Gemüter erregt. Zu kaum einem anderen Thema wird aber auch mehr Inhalt erdacht, Statistiken zurechtgebogen und Stimmungsmache erzeugt. Eigene Positionsfindung dazu ist schwierig und das Thema komplexer, als dass eine bloße Ablehnung von Sicherheitsmaßnahmen im öffentlichen Raum gerechtfertigt wäre. Häufig wird reflexartig reagiert: Mehr Polizei- oder Sicherheitsstreifen auf der Straße oder in den Zügen? Nein, das bedeutet mehr Überwachung! Mehr Kameras auf den Bahnhöfen? Einsatz von Bodycams für Sicherheitskräfte? Zweifelhaft! – Ist es so einfach?

Bei der Deutschen Bahn wird auf Betreiben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufgrund von gewalttätigen Übergriffen auf Beschäftigte eine Erfassung vorgenommen. Hierbei ist seit 2012 eine Verdreifachung der inzwischen mehreren tausend Übergriffe festzustellen und auch in diesem Jahr werden es wieder mehr. Zum geringen Maße sind es schwere Körperverletzung (ca. 7 Prozent), Bedrohungen und im Wesentlichen sind es leichte Körperverletzungen. In der Folge sind die Mitarbeiter oft traumatisiert und fallen krankheitsbedingt aus. Es werden Waffen benutzt, es wird geschlagen, getreten, gespuckt etc. Betroffen sind neben dem Sicherheitspersonal das Zugbegleitpersonal und alle weiteren Berufsgruppen. Gesundheits- und Betreuungsmaßnahmen reichen längst nicht mehr. Aber wie sollen Beschäftigte geschützt werden?

Der probeweise Einsatz von Bodycams führte zu einem Rückgang der Vorfälle. Daher wird von der EVG und den Betriebsräten der Einsatz befürwortet. Eine Kameraüberwachung an den Bahnhöfen findet zur Überwachung des Zug- und Personenverkehrs an den Bahnhöfen schon seit Jahrzehnten statt. Auch hier positioniert sich die EVG für den Ausbau. Allerdings nicht ohne auf die wahren Ursachen der Entwicklung hinzuweisen: „Die Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts und sozialer Bindungen haben einen großen Anteil daran. Dies geht einher mit dem sozialen Abstieg vieler Menschen und der Angst breiter Schichten der Bevölkerung davor. Diese Entwicklung vergiftet das politische Klima. (…) Leidtragende von Gewaltakten sind zunehmend unsere Kolleginnen und Kollegen in den Verkehrsbetrieben (…)“. Darauf muss durch den verstärkten Einsatz von Personal reagiert werden. Die EVG plädiert für eine unvoreingenommene Debatte, um die Problematik in der Gesamtheit zu diskutieren. Das sollte unterstützt werden.

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"„Sicher unterwegs“", UZ vom 14. Dezember 2018



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