Ach, Claudi, könnte man seufzen, wäre man mit der Kulturstaatsministerin per du – wie konnte das denn schon wieder schiefgehen?
Erst versteht sie auf der Documenta nichts von Antisemitismus und noch weniger von Kolonialismus und jetzt passiert ihr so ein Ausrutscher bei der Berlinale. Dabei muss doch gerade die zuständige Staatsministerin wissen, dass man in der Kulturszene aufpassen muss, für wen man applaudiert. Doch Claudia Roth klatscht fröhlich vor sich hin. Das macht zwar auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, der ist aber – einem Klatschäffchen gleich – entschuldigt. Kann schließlich kaum Englisch. Aber Roth hätte verstehen müssen, was die Filmemacher Yuval Abraham und Basel Adra zu sagen hatten. Über den Apartheidstaat in dem sie leben, über das Schlachtfeld Gaza. Geklatscht hat sie trotzdem. Als die Empörung über alles auf dieser Berlinale hohe Wellen schlug, ließ Roth über ihre Behörde schnell verkünden, dass sie eine Selektivklatscherin ist. „Der Applaus von Claudia Roth galt dem jüdisch-israelischen Journalisten und Filmemacher Yuval Abraham, der sich für eine politische Lösung und ein friedliches Zusammenleben in der Region ausgesprochen hat.“ Die Technik, wie man bei zwei Rednern nur einem den Applaus zukommen lassen kann – und auch das nur für einen Teil seiner Rede – behielt sie für sich. Dafür fehlte wohl die Zeit. Schließlich musste sie sich gemeinsam mit ihrem Mitklatscher bei den Empörten einreihen.