Segen

Schildchen hochzuhalten, das scheint Benjamin Netanjahus Masche für UN-Vollversammlungen zu sein. War es im vergangenen Jahr noch eine Karte Israels frei von jeglichem palästinensischem Gebiet, hat er in diesem Jahr einen „Segen“ und einen „Fluch“ präsentiert. Der Fluch ist laut Netanjahu natürlich der Iran, der nicht nur die Region, sondern bald auch die ganze Welt mit Terror überziehen wird. Der Segen – wen wundert es – ist Israel mit verbündeten arabischen Staaten.

Diese bilden – so schwärmt Netanjahu – eine „Landbrücke“ zwischen Asien und Europa und werden bald Schienen, Energieleitungen und Glasfaserkabel verlegen, um „zwei Milliarden Menschen weiterzuhelfen“. Der „Segen“ ist also die Israel-Karte aus dem vergangenen Jahr. Gaza ist den geopolitischen Plänen Israels im Weg. Folgerichtig wird es weggebombt mit allen. die darin leben.

Trotzdem empört sich Netanjahu über die Vereinten Nationen – wollen sie doch den Segen Israels einfach nicht erkennen und bezeichnen das Gute als Böses. Anders kann er sich nicht erklären, dass die UN-Vollversammlung Israel bereits 174 Mal verurteilt habe, alle anderen Mitgliedstaaten gemeinsam aber nur 73 Mal. Ein „Segen“ begeht schließlich keinen Völkermord. Der will nur Glasfaser verlegen.

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"Segen", UZ vom 4. Oktober 2024



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