Die Kuba-Solidarität lädt zu einer Fidel-Konferenz ein

Sechzig Jahre und mehr

Von Günter Pohl

In Bochum findet am 18. Mai eine zwölfstündige Kuba-Konferenz statt. Unter dem Motto „60 y más – Sechzig Jahre Kubanische Revolution“ soll die Frage beantwortet werden, auf welche Weise Fidel Castros Ideen weiterleben werden.

Das Vermächtnis Fidels steht auf Kuba in keiner Weise in Frage. Die neue Verfassung schreibt den sozialistischen Aufbau weiterhin fest. Gleichzeitig wird – wie zu allen Zeiten in den letzten sechzig Jahren – die jeweilige Ausübung des Gesellschaftsmodells an den Rahmenbedingungen orientiert. Dass sie jedoch nicht daran angepasst wird, wie es im Reformismus der Fall wäre, ist Aufgabe der neuen Generation, die nach Fidel und seinem Bruder Raúl das Land lenken wird – und es mit dem Staatspräsidenten Miguel Díaz-Canel Bermúdez jetzt auch schon tut.

Dazu hat das veranstaltende Netzwerk Cuba mit Francisca López Civeira die angehende Leiterin der „Cátedra Fidel“ eingeladen. Die emeritierte Professorin und Autorin Francisca López, die auch dem Martí-Institut vorsteht, wird in Bochum über die dem Institut zugrunde liegende Idee berichten. In den Tagen vor und nach der Konferenz ist Francisca López in mehreren Städten zu einer Vortragsreise unterwegs, darunter auch am 15. Mai im DKP-Haus in Essen.

Das in Gründung befindliche Institut soll sich mit Leben und Werk des kubanischen Revolutionärs befassen, das eine große Zahl an Reden beinhaltet, die teilweise in die Geschichte eingegangen sind. Nicht nur der dauerhafte und erfolgreiche Appell Fidels für den sozialistischen Aufbau gegen alle Widrigkeiten wie der Blockade, sondern auch die umfangreiche diplomatische Tätigkeit Kubas, die in ein sich heute immer wieder auszahlendes Netzwerk nützlicher Beziehungen im Rahmen der Vereinten Nationen mündete, sind hervorzuheben. Undenkbar, dass sich das Institut nicht auch mit der internationalistischen Tätigkeit Fidels befassen würde, die er selbst immer als im Rahmen des Internationalismus seiner Landsleute stehend verstand.

Fidel Castro hatte zu Lebzeiten verfügt, dass kein Platz und keine Institution nach ihm benannt werden solle. Diese seine rationale Selbsteinordnung hatte ihm ein weiteres Mal die Hochachtung aller Revolutionäre in Kuba und der Welt gebracht und diejenigen zurückgewiesen, die ihn aus seinen Genossinnen und Genossen herausheben wollen und damit die sozialistische Idee selbst in Frage stellen. Die „Cátedra Fidel“ hat also auch die Aufgabe die Dialektik zwischen der Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte und dem für einen politischen Erfolg der Idee unabdingbaren Gedanken der Gleichheit darzustellen.

Der angekündigte zweite Gast aus Havanna, Elier Ramírez Cañedo, kann wegen anderer Verpflichtungen leider nicht an der Konferenz teilnehmen. Für eine profunde Einführung in die Geschichte der Revolution wird aber der Botschafter Kubas in Deutschland, Ramón Ripoll, sorgen. Ihm steht der bekannte Kuba-Kenner und Autor mehrerer Bücher zum Thema, Volker Hermsdorf, zur Seite.

Um die Konferenz aufzulockern, wird es vier Arbeitsgruppen geben, in denen es um internationale Solidarität und das Völkerrecht, die sozialen Menschenrechte, Umwelt und Herausforderungen für die Menschheit sowie die politische Partizipation im Rahmen der neuen Verfassung Kubas geht; damit soll ein Brückenschlag zur politischen Arbeit in Deutschland gelingen.

Bevor zum Abschluss der Schauspieler Rolf Becker „Die Geschichte wird mich freisprechen“ vorträgt, soll ein Podium versuchen, die Frage zu beantworten, wie es angesichts der massiven Bedrohungen durch die USA und einige EU- und lateinamerikanische Staaten in Kuba und Lateinamerika weitergehen wird. Dazu werden neben Francisca López und Volker Hermsdorf jeweils auch Aktive der Kuba-Solidarität sprechen.

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"Sechzig Jahre und mehr", UZ vom 10. Mai 2019



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