Sea-Watch hat wegen eines Übergriffs auf ein Schlauchboot mit 150 Flüchtenden Anzeige gegen die beteiligten Angehörigen der libyschen Küstenwache (LYCG) erstattet. Diese seien verantwortlich für vier Tote und höchstwahrscheinlich 15–25 weitere Opfer.
Am 21. Oktober hat ein Boot der Libyschen Küstenwache während eines Rettungseinsatzes ein vollbesetztes Schlauchboot 14,5 Seemeilen vor der Küste Libyens angegriffen, die Flüchtenden mit Stöcken geschlagen und die Sea-Watch-Crew davon abgehalten, Rettungswesten zu verteilen. Das brutale Vorgehen führte zu einer Massenpanik, in deren Folge alle 150 Insassen ins Meer fielen. Nach Angaben von Sea-Watch ertrank dabei eine zweistellige Zahl an Menschen. Sea-Watch konnte vier Leichen bergen; vier weitere Menschen wurden bewusstlos, zwei behandelt, 120 konnten gerettet werden.
Seit dem 24. Oktober wird im Rahmen der EU-Militäroperation EUNAVFOR Med die libysche Küstenwache ausgebildet. Das Training der libyschen Küstenwache sei nun auf zwei Schiffen der EU-Militäroperation EUNAVFOR Med/Sophia angelaufen, verkündete der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) im Oktober. Es ist nicht auszuschließen, dass die beteiligten Soldaten beim Vorfall vom 21. Oktober Teil des 78-köpfigen Teams sind, die auf den zwei europäischen Schiffen ausgebildet werden.