Die Generalversammlung wurde unterbrochen, Bodo Ramelow ist endlich aufgetaucht. Flugs wird das Mikro für die Tagesleitung ab- und die Lichtershow angedreht.
Ramelow erklärt, er komme gerade aus der Bundesratssitzung, seiner letzten – außer, die Brombeere braucht noch ein bisschen. Dann zeigt er sich vor allem „stolz“ und „mit erhobenem Haupt“, trotz der verlorenen Wahl, weil er ja in einer Partei sei, die immer noch über die rede, über die keiner sonst mehr rede.
Dann attestiert er der Welt, „verrückt“ zu sein. Er sei vor 25 Jahren in eine Partei eingetreten, die konsequent gegen Militarisierung und für Frieden war. Direkt im nächsten Satz erinnert Ramelow an die Erfolge gegen die Agenda 2010. Zur Friedenspolitik der Linkspartei kein Wort. Dagegen sei die Partei die einzige, die über Cum Ex, Cum Cum und Co. geredet habe. Diese Stimme, die den Finger in die Wunde lege, brauche es weiterhin. Vom Recht auf Arbeit, auf Wohnen und auf Bildung redet er, dem Applaus nach zu urteilen Balsam für die Seele der Delegierten.
Dem BSW wirft er vor, dass es der Linkspartei in Thüringen 10 bis 15 Prozent „weggenommen“ hätte – sie seien „privatisiert worden“, genauso, wie die Bundestagsmandate der Ausgetretenen privatisiert worden seien.
Aber bevor noch in eine tiefere Analyse zur verlorenen Wahl eingestiegen wird, hüpft Ramelow schnell von Thema zu Thema: Mobilität, Gesundheit gehörten nicht an die Börse; Betrug an Mieterinnen und Mietern durch Sharedeals wie bei Vonovia. Dass er vor lauter Begeisterung über sich selber aus der Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ ein Bündnis zur Verstaatlichung macht, stört die Delegierten nicht. Dann zählt er munter weiter Dinge auf, über die man reden müsse: Kindergrundsicherung, Gemeinsames Lernen bis zur 8. Klasse, Behindertenpolitik, Renten an der Börse.
Worüber man nicht reden müsse: Wahlniederlagen, Frieden mit Russland, Völkermord in Gaza. Die „eigentliche Bedrohung“ sei ohnehin das fossile Zeitalter. Viel lieber redet er darüber, dass er die Schnauze voll habe davon, dass jeder Spinner im Namen der Partei reden dürfe. Da müsse man doch mal vorgehen gegen dieses Meinungen haben auf X.
Der Rest war die Wiederholung der immer gleichen Durchhalteparolen. Die Redezeitbegrenzung, die selbst für die Grußworte der internationalen Gäste galt, hat bei Bodo Ramelow keine Bedeutung. Und so redet er weiter von der Aufbruchstimmung der „Linken“ und schweigt vom Krieg. Standing Ovations gab es dafür am Schluss von vielen, Umarmungen von Schirdewan, Wissler, Schubert und Sören Pellmann. Buhrufe gab es aber auch.