Der Fraktionsvorsitzende der „Linken“ im Bundestag machte den Aufschlag für den zweiten Tag des Bundesparteitags. Seine Position als Noch-Vorsitzender einer niedergehenden Fraktion: schwierig. Doch Dietmar Bartsch ließ es sich nicht nehmen, Aufbruchsstimmung und Optimismus zu verbreiten. Die Spaltung? Halb so schlimm, höchstens eine „Abspaltung“ von wenigen Abgeordneten, die „meist im Spätherbst ihrer Karriere“ seien. Neun seien verantwortlich, die in einer zehnten die einzige „politische Heilsbringerin“ sehen. Er zeigte sich „entschlossen, dass wir uns gemeinsam aufrappeln und ich erlebe einen Parteitag, der genau das will“. Dafür müsse jedoch Schluss sein mit der „lähmenden Selbstbeschäftigung“.
Bartsch dankte den Mitarbeitern der Bundestagsfraktion und wandte sich gegen Forderungen aus den eigenen Reihen, die Fraktion sofort aufzulösen und als Gruppe weiterzumachen. Das sei unverantwortlich, auch eine kaputte Fraktion sei „besser als keine Fraktion“. Außerdem sei der Aufbau einer Gruppe im Bundestag „kein Selbstläufer“.
Bartsch setzt außerdem die Tradition linksparteilichen Wortwitzes fort, und kritisierte Kriegsminister „Boris Pistolero“, der genau wie die Grünen und der gesamte Mainstream nur noch „Waffen in der Birne“ habe. Bartsch kritisierte den Rüstungsetat der Bundesregierung und sprach von „kaltem Krieg“. Wer für den heißen Krieg verantwortlich sein soll, löste Bartsch dann überraschend gegenteilig auf: Putin, und zwar allein. Anknüpfungspunkte an den Mainstream mit den „Waffen in der Birne“ zeigte er auch im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Die Sicherheit Israels sei wichtig, der „Antisemitismus“ auf deutschen Straßen „widerwärtig“. Zur Sicherheit Palästinas sagte er – mit Ausnahme auf einen kurzen Verweis auf die Zwei-Staaten-Lösung – nichts.
Innenpolitisch setzte Bartsch auf „linke“ Evergreens. „Niemand muss Milliardär sein in diesem Land“, sprach er in die Herzen der Delegierten. Sein Loblied auf „den Osten“ als Kernzelle der Partei kam in Augsburg nur mäßig an. Er kritisierte die Ampelregierung für das Scheitern der Kindergrundsicherung, forderte eine „Umverteilung von oben nach unten“ und 14 Euro Mindestlohn.
„Die Linke ist wieder da!“, so Bartsch am Schluss seiner Rede. Laute Musik und Lichtshow begleiteten seinen Abgang von der Bühne. Die Delegierten erhoben sich zu Standing Ovations, zum ersten Mal auf diesem Parteitag.