Journalistinnen und Journalisten haben es beruflich schon wirklich schwer. Ständig muss man sich auf kleinem Platz darum mühen, auch hochkomplexe Zusammenhänge verständlich aufzuschreiben oder in Mikrofone zu sprechen. Zeit und Platz sind rar, dazu kommt, dass man heute bitteschön ohne Vorgeschichten auszukommen hat. Der 24. Februar 2022 hat keine, genauso wenig wie der 7. Oktober des vergangenen Jahres. Sonst käme noch jemand auf die Idee, ernsthaft über die (politischen) Verhältnisse nachzudenken.
Aber – machen wir uns nichts vor – es liegt weder am Platz, noch an der Zeit, noch an Vorgaben von außerhalb der Verlagsstuben und Radiostationen. Die Menschen in diesem Land müssen auf Kriege vorbereitet werden, Informationen über die Lage der Welt sind da nur im Weg. Am Dienstag hat der „Deutschlandfunk“ (DLF) in den 8-Uhr-Nachrichten gezeigt, wie man bei so was vorgeht: Weglassen, verdrehen, behaupten.
Boris Pistorius ist in Hawaii eingetroffen, meldet der DLF, beobachten will er dort die deutsche Teilnahme an einer Übung. „Es ist das erste Mal, dass sich Einheiten der Bundeswehr an einem Manöver im Pazifik beteiligen“, weiß der DLF. Was er lieber vergessen hat, ist die Tatsache, dass sich die Fregatte „Bayern“ fast sieben Monate auf „Präsenzfahrt“ im Indopaziifik befunden hat. „Die Indopazifik-Region hat in den vergangenen Jahren geopolitisch an Bedeutung gewonnen, auch in der deutschen Außen- und Verteidigungspolitik“, so der DLF weiter – warum das so ist, verschweigt der Sender, nur um im nächsten Satz eine vermeintliche Antwort zu präsentieren. „In der Region fühlen sich kleinere Nationen verstärkt von der dominant auftretenden Großmacht China bedroht.“ Ende der Nachricht. Keine Info, wer sich warum wie von China bedroht fühlt, kein Wort zu den Stationierungen von immer mehr US-Soldaten und -Waffen in der Region, kein Wort zu vor Chinas Haustür rumschippernden deutschen Fregatten. Dann schnell noch Wahlrechtsreform und dann endlich Olympia. Auch heute wieder mal gut gegangen, die Nachrichten ohne Information.