Mangelnde internationale Hilfe für syrische Flüchtlinge

Schwierige Rückkehr

Von Manfred Ziegler

„Syrien – der ewige Krieg“

Auf dem Pressefest diskutieren die UZ-Autoren Manfred Ziegler und Toto Lyna Hintergründe des Krieges gegen Syrien und das Interesse des Imperialismus an dem Land.

Samstag, 8. 9., 16.00 Uhr, Kunst-und-Kultur-Halle

Mehr als eine Million syrische Flüchtlinge leben in Jordanien, einem Land mit 9,5 Millionen Einwohnern. Und bis zu 1,5 Millionen Flüchtlinge leben im Libanon, einem Land mit 6 Millionen Einwohnern. In Syrien selbst wurden mehr als sieben Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg aus ihren Wohnungen vertrieben.

Von Homs nach Damaskus, von Hasaka nach Raqqa, von Deir Ezzor nach Lattakia, von Aleppo nach Tartus – die Flucht vor den Dschihadisten und vor dem Krieg machte vor keiner Region Syriens halt. Die Frontlinien änderten sich und viele Flüchtlinge mussten erneut fliehen, dreimal, viermal oder noch öfter. Lange Zeit galt Raqqa als sicherer Zufluchtsort, bis 2013 Dschihadisten die Stadt besetzten. Heute ist Raqqa ein Trümmerfeld.

Die Flüchtlinge, die im Libanon oder in Jordanien Zuflucht suchten, sind dort nicht willkommen. Häufig werden sie für fehlende Jobs und steigende Preise verantwortlich gemacht. Viele leben in Zeltstädten mit zehntausenden Einwohnern, mehr als die Hälfte der Flüchtlinge leben unterhalb dessen, was in den jeweiligen Ländern als Armutsgrenze gilt. Der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen ist schwer und viele Kinder erhalten keinen Schulunterricht.

Die EU erklärt stolz, wie viel Geld sie für „Stabilisierungsmaßnahmen“ in Jordanien ausgibt – hier wurden mehr als 1 Milliarde Euro bereitgestellt. Und auch wenn das nicht ausreicht, die gesamte Last Jordaniens auszugleichen, ist es für viele doch ein gutes Geschäft. Für die viel höhere Zahl an Flüchtlingen innerhalb Syriens bleibt dagegen nur ein kleiner Teil der Gelder.

Wie eine Umfrage ergab, sind Sehnsucht nach der ehemals vertrauten Umgebung, die Hoffnung auf bessere Arbeitsmöglichkeiten und die harschen Bedingungen im Exil für viele Syrer Grund, über eine Rückkehr nachzudenken. Sie haben genug davon, als Flüchtlinge im Ausland zu leben, und die Voraussetzungen sind heute besser als in den vergangenen Jahren. Die Kämpfe sind – bis auf die Provinz Idlib und ihre Umgebung – abgeflaut. Die Regierung hat mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur begonnen, Verkehrsverbindungen und Elektrizitätsversorgung werden wieder hergestellt. Aber genügend Arbeitsplätze zu schaffen geschieht nicht von heute auf morgen und Millionen Wohnungen sind zerstört.

Nach der Befreiung Aleppos sind sehr viele Flüchtlinge nach Syrien zurückgekehrt. Aktuell kommen aus den Zeltlagern Jordaniens nur wenige zurück.

Viele haben alle Ressourcen für die Flucht aufgebraucht, ohne organisierte zwischenstaatliche Lösungen, ohne finanzielle Hilfen ist an eine Rückkehr kaum zu denken. Anfang des Monats hatte Russland den USA – erfolglos – Pläne für eine koordinierte Rückkehr von Flüchtlingen aus dem Libanon und Jordanien vorgeschlagen. Insbesondere im Falle Jordaniens stehen dem politische und wirtschaftliche Widerstände entgegen. Die Gelder aus dem Ausland zur „Stabilisierung“ Jordaniens hängen an der Anzahl der Flüchtlinge und man will die Regierung in Damaskus nicht zusätzlich durch eine Rückkehr von Flüchtlingen politisch aufwerten.

Im Libanon ist die Situation anders. Es gibt eine engere Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, im letzten Monat sind einige Tausend Flüchtlinge zurückgekehrt.

Je schneller der Wiederaufbau Syriens erfolgt, umso schneller könnten die Flüchtlinge in Jordanien, der Türkei und im Libanon die Zeltstädte und Armut verlassen. Für die USA, die Golfstaaten und Europa ist das keine Option – sie träumen nach wie vor vom Regime-Change.

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"Schwierige Rückkehr", UZ vom 31. August 2018



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