DKP Brandenburg tritt mit vier Direktkandidaten zur Landtagswahl an

Schwester Susanne in den Landtag!

Während in Sachsen und Thüringen nach den Landtagswahlen bereits über Brombeer-Koalitionen und Sperrminoritäten verhandelt wird, werden am kommenden Wochenende die Brandenburger an die Wahlurnen gerufen. Im Unterschied zu den bisherigen Landtagswahlen im Osten wird hier eine kommunistische Alternative gegen den Kriegskurs, Hochrüstung und Sozialabbau auf dem Wahlzettel stehen. Vom westbrandenburgischen Lenzen bis zum Forst an der Lausitzer Neiße können Wahlberechtigte ihr Kreuz für die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) machen. In vier brandenburgischen Wahlkreisen sogar mit der Erststimme. Eine Direktkandidatin ist die Kommunistin Susanne Steinhardt im Wahlkreis 27 rund um Königs Wusterhausen und Storkow. Als ehemalige Krankenschwester kennt sie die Nöte der Menschen vor Ort. Warum aber auch die eigene Biographie als DDR-Bürgerin eine entscheidende Rolle spielt, berichtet uns die DKP-Kandidatin im UZ-Interview:

UZ: Auf den Wahlplakaten in deinem Wahlkreis bist du als „Schwester Susanne“ zu sehen. Warum war es euch so wichtig, dich mit deiner jahrzehntelangen Erfahrung als Krankenschwester abzubilden?

Susanne Steinhardt: Menschen wie ich, die in der DDR aufgewachsen sind und sozialisiert wurden, kennen Schwester Agnes aus dem gleichnamigen DEFA-Spielfilm aus den 1970er Jahren. Mit ihrer herzhaften Berliner Schnauze fuhr sie auf ihrem weißen Schwalbe-Moped, das knatterte wie eine Nähmaschine, übers Land. Morgens ging‘s zu Oma Hurtig, bei der sie den letzten Dorftratsch erfuhr, danach zu Tante Hertha, die die alten märkischen Hausrezepte anwandte. Klein-Klaus bekam mit Tränen seine Spritze. Danach holte sie aus ihrer Seitentasche einen Lutscher und der Kinderschmerz verschwand mit einem liebevollen Lächeln. Der LPG-Vorsitzende hatte sich wieder verhoben und im Sportunterricht bekam Annes Fuß eine Salbe. Schwester Agnes hatte nicht nur Rückgrat, sondern sie war das Rückgrat der medizinischen Versorgung auf dem Land. Und ja, so war es: In der DDR hatte die Gemeindeschwester die umfassende medizinische Betreuung sichergestellt. Das kam damals an und das geht die Bürger heute mehr denn je an. Ich bin nicht Agnes, sondern Susanne, aber ich sehe mich selbst darin, schließlich war ich 40 Jahre als Krankenschwester tätig.

UZ: 40 Jahre – also du kennst nicht nur den DEFA-Film mit der Figur der Schwester Agnes, sondern hast im Gesundheitswesen der DDR gelernt und gearbeitet …

Susanne Steinhardt: Richtig! In der DDR wurde vor allem der Prophylaxe eine hohe Bedeutung zugeschrieben, etwa in den Betrieben und für Kinder und Jugendliche. Es gab eine enge Verzahnung der ambulanten Ein- und Fachrichtungen, den interdisziplinären Polikliniken und Ambulatorien in der näheren Umgebung und den Kreis- sowie Bezirkskrankenhäusern. Zudem dachte das Gesundheitssystem der DDR alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zusammen. Für die Deutsche Kommunistische Partei zu streiten bedeutet für mich jedoch nicht, blind für Widersprüche im DDR-Gesundheitssystem zu sein. Das rechnet man mir hier in meinem Wahlkreis hoch an. Aber die Gesundheitsvorsorge verknüpfte sich in der DDR noch mit den Arbeitsbedingungen, Kultur, Sport, Erholung und Ernährung, kurzum: den Menschen!

UZ: Und steht damit im Gegensatz zur heutigen Situation – gerade im ländlichen Raum. Wo setzt ihr da heute als DKP in Brandenburg an? Was muss sich ändern?

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Susanne Steinhardt (Foto: DKP Brandenburg)

Susanne Steinhardt: Heute gibt es teure Diagnosegeräte und medizinischen Fortschritt, aber das Gesundheitssystem ist trotzdem völlig marode. Der Bürger spürt das, wenn er keinen Arzttermin bekommt oder wenn er weite Strecken zum Facharzt fahren muss, um dann die Zeit bis zur Behandlung im Wartezimmer abzusitzen, weil der Arzt völlig überlastet ist. Die verschriebenen Medikamente bekommt er dann nicht in der örtlichen Apotheke und so weiter. Das betrifft auch Notfälle: Zum Unfallort schaffen es die Krankenwagen nur verspätet, weil in der Rettungsstelle ein großer Andrang herrscht. Und erst die ungeheuerlichen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Gesundheitswesen: Sich beklatschen lassen, wie zu Pandemie-Zeiten, wollen die Krankenschwestern nicht mehr. Sie kämpfen für einen höheren Lohn und insbesondere für bessere Arbeitsbedingungen – das haben sie verdient! Irgendwann wollen auch sie ausschlafen.

Das alles steht im kompletten Widerspruch zum DDR-Gesundheitssystem, denn hier herrscht heute ein K(l)assensystem der Krankenkassen. Krankenhäuser werden privatisiert. Jetzt, nach der von Scholz verkündeten „Zeitenwende“, kommt auch noch die Bundeswehr, um die Krankenhäuser zu inspizieren und mit ihnen Verträge zur Umsetzung des geheimen Operationsplans Deutschlands abzuschließen. Wir fordern deshalb ganz klar: Krankenhäuser zurück in öffentliche Hand! Schluss mit den Kriegsvorbereitungen!

UZ: Das Primat der Kriegsertüchtigung trifft Stadt wie Land, auch bei euch in Brandenburg. Welche Rolle spielt die Friedensfrage für euch im Wahlkampf?

Susanne Steinhardt: Die DKP wird von der Bevölkerung hier als einzige ehrliche Friedenspartei verstanden, was vor allem in der Biografie der Menschen begründet ist. Das Thema Frieden und Freundschaft mit Russland fand gerade bei uns in Brandenburg, wie in ganz Ostdeutschland, große Resonanz. Die DKP kommt nicht über die Hintertreppe. Dabei wird das russische Land oft mit dem Staat „Russische Föderation“ verwechselt. Wenn wir von der Freundschaft zu dem Land sprechen, so meinen wir die russischen Völker, aber der Radius unseres Denkens schließt auch die russische Geschichte und Kultur des Landes ein.

An dieser Stelle sei das Buch von Bruno Mahlow empfohlen: „Wir stehen in der Geschichte und damit in der Verantwortung“. Geschichte vergeht nicht. Von Deutschland gingen zwei imperiale Kriege aus. Die verbrecherische Weltkatastrophe können wir nicht vergessen. In dem großen Krieg gegen den deutschen Faschismus trug das russische Volk die Hauptlast. Insofern werden wir im kommenden Jahr in Torgau, Seelow und Berlin die 80-jährige Befreiung vom Faschismus würdigen.

Das Gift der Russophobie ist über ZDF und ARD in unser Land eingedrungen. Den unbeherrschten Hass gegen Russland benötigen die Herrschenden für ihre militaristische Zeitenwende, die Kriegstauglichkeit und das Führen von Kriegen. Wir Kommunisten beziehen als Klassenkämpfer klar Position. Wir stehen fest auf märkischem Boden, verwurzelt in der Verantwortung zur Vergangenheit und mit festem Blick auf die Gesellschaftspraxis des herrschenden Imperialismus. Gerade deshalb heißt es in unserem Wahlkampf heute wie damals in Buchenwald: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

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"Schwester Susanne in den Landtag!", UZ vom 20. September 2024



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