BVB-Schal fand seinen Weg nach Irland

Schwarz-gelber Schal auf grüner Insel

Von Hermann Glaser-Baur

Die folgende Geschichte beschreibt die Reise eines Schals aus dem Ruhrpott nach Irland. Sie sollte eigentlich erst nach einer UZ–Reportage zum Thema Jugendfußball auf der grünen Insel veröffentlicht werden. Aber die Flugrichtung interessanter Neuigkeiten ist eben manchmal ebenso schwer berechenbar wie die des runden Leders.

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( Privat)

Unter den Fußball-Fanclubs in Deutschland belegt der Dortmunder „BVB-Fanclub Heinrich Czerkus“ einen Ausnahmeplatz. Nicht nur wegen der guten Öffentlichkeitsarbeit (www.heinrich-czerkus.de ist eine ausgezeichnete Internetseite, die dies belegt) noch mehr wegen der Ernsthaftigkeit und brennenden Aktualität der inhaltlichen Schwerpunkte.

Der Club pflegt das Erbe des im April 1945 im Rahmen der Karfreitagsmorde von der Gestapo getöteten Kommunisten Heinrich Czerkus. Der in Minge geborene Metallarbeiter – seit Anfang 1933 für die KPD im Dortmunder Stadtrat – war Borussia Dortmunds Platzwart der Weißen Wiese. Bei seiner Ermordung war Heinrich Czerkus 51 Jahre alt, er liegt wie viele der 300 Opfer der Karfreitagsmorde in der Bittermark begraben.

Zu den Ergebnissen der Arbeit des Fanclubs gehört eine Gedenktafel an Heinrich Czerkus im Stadion, die am Karfreitag 2009 von Siggi Held enthüllt wurde. Innerhalb der deutschen Fanszene ist der Verein führend in der Arbeit gegen Rassismus engagiert, auch heute gehören zu seinen Mitgliedern Kommunistinnen und Kommunisten, darunter die stellvertretende DKP–Vorsitzende Wera Richter. Die Dortmunderin sandte am 17. Dezember einen „Heinrich-Czerkus-Schal“ nach Nordirland.

Dieser Schal ist im BVB-Gelb-Schwarz gehalten, die Vorderseite mit Bild des Kommunisten und Widerstandskämpfers, rückseitig der Slogan „kick racism out“ eingestrickt. Es ist ein ganz besonderer Fan-Artikel, nicht in den kommerziellen „Merchandising“ Läden erhältlich, nur für Mitglieder des Heinrich-Czerkus-Fanclubs hergestellt.

Der Empfänger ist ein junger Fußballer auf der Insel: Travis Baur, Sohn einer in Deutschland geborenen Versicherungsangestellten und eines zwischenzeitlich nach England emigrierten irischen Ex-Erstligaspielers, fiel Wera Richter erstmals auf, als er im Alter von sechs Wochen (!) Dortmund besuchte. Bei dem UZ–Pressefest 2005 war er der mit Sicherheit und Abstand jüngste Gast. Seither hat sich Travis zum Torwart beim FC „Bertie Peacock“ entwickelt. Die U-12-Mannschaft dieses Unikats im irischen Fußball (nur Jugend, keine Seniorenmannschaften) ist die erfolgreichste auf der Insel, Travis darf sich zur Zeit „Torwart mit den wenigsten Gegentoren“ Irlands nennen. Der Schal kam gut an, was das folgende Gespräch mit ihm belegt.

Frage: Was denkst du vom Schal und dem Mann, dessen Bild drauf ist?

Travis Baur: Mein bestes Geschenk, ich finde gut, was die machen und was Heinrich Czerkus gemacht hat – das ist für die Menschen und gegen Rassismus. Das „kick racism out“ ist in Englisch, da kann ich meinen Mitspielern leicht erklären, was gemeint ist.

Frage: Wie finden die den Schal?

Travis Baur: Michael, mein Mitspieler, ist echter Dortmund-Fan. Er will den Schal gerne haben – anziehen darf er ihn schon mal, aber nicht behalten. Viele hier mögen Liverpool, seit Klopp dort Trainer ist, hat der BVB viele Fans gewonnen. Die interessiert der Schal natürlich.

Frage: Eure U 12 ist in aller Munde, ihr habt seit einem Jahr nicht verloren – gewinnt oft zweistellig. Wie fühlt sich da der Torwart?

Travis Baur: Manchmal gelangweilt, im letzten Spiel hatte ich nur einmal den Ball. Wir sind zwei Torhüter, mein Kumpel Connor und ich werden bei jedem Spiel beide eingesetzt. Besonders im Winter wirst du als Torwart schnell kalt, wenn du so wenig eingreifen musst. Aber es ist natürlich cool, dass wir alles gewinnen.

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"Schwarz-gelber Schal auf grüner Insel", UZ vom 6. Januar 2017



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