Schutz der kritischen Infrastruktur

Am Samstagmorgen hat die Deutsche Bahn in vielen Regionen Deutschlands stillgestanden, tausende Passagiere erreichten ihre Ziele nur nach stundenlangen Verspätungen, falls sie nicht vorher aufgegeben hatten. Die „Bild“-Zeitung posaunte: „Es ist ein Sabotageakt, ein Anschlag auf das öffentliche Leben in Deutschland!“ Der Grünen-Chef Omid Nouripour brachte sich in dem Blatt populistisch in Pose, forderte verstärkte Investitionen in den Schutz der kritischen Infrastruktur und twitterte: „Wer systematisch kritische Infrastruktur unseres Landes angreift, bekommt eine entschlossene Antwort unserer Demokratie. Wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Über die Angreifer des jüngsten Sabotageaktes möchte ich nicht weiter spekulieren, sondern aus leidvoller Erfahrung den Zorn in eine andere Richtung lenken. Mit meinen nunmehr 68 Lebensjahren, von denen ich einen Großteil als Berufspendler mit der Bahn verbracht habe, kann ich zum Unverständnis Jüngerer auf Zeiten zuverlässiger und pünktlicher Bahnen zurückblicken. Dass ist allerdings einige Jahre her. Beendet wurde diese Zeit durch erfolgreiche Angriffe auf diese kritische Infrastruktur. Die Angriffe waren die Zerschlagung des alten DB-Konzerns, die Privatisierung großer Teile des ehemaligen Staatsbetriebes und die Bestrebungen, die profitablen Teile an die Börse zu bringen. Die Angreifer waren unterschiedliche Regierungsmehrheiten, und das Ergebnis ihrer Sabotageakte waren nicht nur der Bahnausfall von einigen Stunden wie am vergangenem Samstag, sondern der heutige Zustand der Bahn, an dem alltägliche Ausfälle zur Regel gehören.

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"Schutz der kritischen Infrastruktur", UZ vom 14. Oktober 2022



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