Schreibtischrassisten

Wer ist verantwortlich für das Massaker in Butscha? Wir wissen es noch nicht. Was wir wissen ist, dass der Imperialismus nie darum verlegen ist, einen „Überfall auf den Sender Gleiwitz“ als Vorwand für den eigenen Kriegsterror zu schaffen. Wir wissen aber auch: Es ist unmöglich, Krieg zu führen und dabei saubere Hände zu behalten.

Andere sind da schneller – die Kombattanten aller westlichen Schlachten um die Köpfe. Sie wissen genau, wer anzuklagen ist. Jetzt wird nicht mehr allein Putin dämonisiert, sondern „der Russe“ – nach Vorvätersitte im Singular. Vorreiter sind wieder die Sprengköpfe aus der „Bild“-Redaktion. Wer mit der Wahl seines Arbeitgebers jeden Anspruch auf Moral und Glaubwürdigkeit aufgegeben hat, dem gelingen Schlagzeilen wie „Elende Barbaren! Putins Soldaten morden, vergewaltigen und foltern“.

Bestandteil der Nazi-Ideologie ist der „Untermensch“, der wegen seiner „rassischen“ oder ethnischen Herkunft aus der Menschengemeinschaft ausgeschlossen gehört – schon bei Himmler war er Russe. Nach der Befreiung erst einmal verpönt wie Antisemitismus und Antikommunismus, wurde Letzterer und sein Pendant, der Antisowjetismus, mit der beginnenden Restauration in den Westzonen wieder aus der Mottenkiste geholt und gehörte zur ideologischen Grundausstattung reaktionärer Politik. Der „Untermensch“ sank in die Tiefen des Alltagsrassismus ab, von wo ihn nicht nur die Springer-Hetzer jetzt wieder an die Oberfläche holen.

Es wird nicht beim Fall Butscha bleiben. NATO-Chefeinpeitscher Stoltenberg hat bereits angekündigt, dass noch weitere Gräueltaten zu entdecken wären. Die Schreibtischtäter von Springer sitzen schon an der Tastatur.

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"Schreibtischrassisten", UZ vom 8. April 2022



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