Die Bundesliga ist vorbei, die Pilzeliga ist vorbei, nun könnte doch Ruhe herrschen zwischen München und Hamburg, man könnte im Garten rumliegen und davon träumen, der schönen M. verschiedene Cocktails an die Liege zu servieren. Die Rotkehlchenfamilie würde dazu tirilieren und die anderen Gartenmitinhaber durch höfliches Fernbleiben ihren Teil zum Glück beitragen.
Aber nichts ist es damit, am Himmel droht nicht nur Unwetter, sondern zu allem Überfluss auch noch eine Fußball-WM, die mich interessiert wie sonst nur die Endausscheidung der „German Extreme Ironing Section“, also die Deutsche Meisterschaft im Extrembügeln.
Nicht nur, dass ich mit Nationen so gar nichts am Hut habe. Dazu ist diese WM aufgebläht wie eine faulende Milchtüte. Ich sehe mich schon mitfiebern bei Schweiz gegen Costa Rica, Nägel kauen bei Panama gegen Tunesien oder Blut und Wasser schwitzen bei Senegal gegen Japan. Wenn ich schon überhaupt für eine „Nation“ wäre, dann für Island, die sehen spaßig aus und machen nach dem Spiel immer so schön „Uhhhh“. Aber in einer Gruppe mit Argentinien, Kroatien und Nigeria dürfte der Schlachtruf schnell verstummen.
Favoriten sind (hüstel) „Wir“ sowie natürlich Brasilien und Spanien und auch Frankreich, auf die ich eine Mark setzen würde, täte ich denn tippen. Die haben vorne Mbappé (Paris), Dembélé (Barcelona), Giroud (Chelsea) und Griezmann (Madrid), und das ist schon echter Bühnenzauber. Außerdem spielt dort Kanté im defensiven Mittelfeld, der sieht auch so aus, das ist lustig.
So oder so komme ich in Schwierigkeiten, die schöne M. möchte „natürlich die Deutschland-Spiele sehen“ und da kann ich ja nicht jedes Mal die Magenschmerzen vorschieben, die mich dabei plagen. Warum nur wird mir immer übel, wenn Menschen Schwarz-Rot-Gold-geschmückt und -geschminkt in Rudeln auftauchen, unsere Stammkneipe überlaufen und germanisches Liedgut von sich geben?
Wie immer dem auch sei, ich werde wohl das eine oder andere Spiel über mich ergehen lassen, schließlich hat die schöne M. meine Einladung zur Geburtstagsparty mit „komme sehr gerne!“ pariert und da muss ich nun liefern. Und ein wenig Eigenleistung ist ja vonnöten, wie einst schon Steffen Freund zu Protokoll gab: „Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte: Komm Stefan, zieh‘ deine Sachen aus, jetzt geht‘s los.“
Verdammt, jetzt hab ich Kopfkino. Schluss für heute.