Das Leben von Ewald Klein

Schlosser, Sportler, Kommunist

Randolph Oechslein

Geboren am 24. Februar 1899 in Marxgrün, im Jahre 1900 Umzug nach Hof. Ab 1905 Besuch der Volksschule, danach ab 1912 Lehre als Schlosser. Wanderschaft, Arbeit auf der staatlichen Marinewerft in Kiel. Klein gab die Arbeit dort auf, weil er nicht zum preußischen Militärdienst eingezogen werden wollte.

Einberufung als Landsturmrekrut im Dezember 1917 zu einer Nachrichteneinheit in München. Er muss dort bis Mai 1919 „dienen“ und erlebt im April 1918 die Ausrufung der bayerischen Räterepublik. Haft wegen des Verdachts, einen konterrevolutionären Soldaten erschossen zu haben. Nach zwei Monaten wird Klein wegen erwiesener Unschuld freigelassen, Rückkehr nach Hof. Während des Kapp-Putsches erneut 14 Tage Untersuchungshaft wegen Besitzes einer Leuchtpistole und dazugehöriger Munition.

Arbeit als Schlossergeselle in Hof. Am 11. Oktober 1924 legt Klein erfolgreich die Meisterprüfung als Schlossermeister ab. 1925 Heirat mit Barbara Deeg, verwitwete Friedrich. Ab 1925 Wechsel zu weiteren Firmen. Arbeitslosigkeit von 1929 bis 1931.

Ewald Klein war begeisterter Schachspieler und bekam für besondere Turnierleistungen die goldene Bundesnadel des Schachverbandes. Als junger Mann errang er in den zwanziger Jahren als Gewichtheber die Hofer Stadtmeisterschaft und die Maingau-Meisterschaft. Er war als Tierliebhaber bekannt und sehr hilfsbereit gegenüber seinen Mitmenschen. Bei seinen Vorgesetzten galt er als außergewöhnlich geschickter Schlosser. Er erfand ein Patent zur Diebstahlsicherung für Motorräder, welches von der Firma Maul aufgekauft wurde. Klein war Musikfreund und hörte gerne Verdi, Bach und Händel.

1928 wird Klein Mitglied der KPD in Hof. Am 1. Mai 1931 erklimmt er nachts unter Lebensgefahr mit seinem Kollegen Artur Robisch zwei der höchsten Fabrikschlote in Hof und bringt an deren Spitze große rote Fahnen mit Hammer und Sichel an. Die Fahnen wehen lange über Hof, niemand traut sich, die Schornsteine zu besteigen.

Am 31. Oktober 1931 Verhaftung von Ewald Klein mit weiteren sieben seiner Genossen. Er wurde beschuldigt, Flugblätter vor und in Hofer Polizeiwachen verteilt zu haben. In diesen waren die Polizeibeamten aufgefordert worden, sich bei ihrem Einsatz gegen streikende oder demonstrierende Arbeiter mit diesen zu solidarisieren oder den Dienst zu verweigern. Nach rund siebenmonatiger Untersuchungshaft am 6. Juni 1932 vom Reichsgericht in Leipzig wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis als „Haupträdelsführer“ verurteilt. Zunächst auf freiem Fuß, sitzt er die Reststrafe von Oktober 1932 bis Juli 1933 im Zellengefängnis Nürnberg ab.

Ab Mitte 1933 bis August 1939 arbeitet Klein bei verschiedenen Meistern in Hof, danach auf der Reichsautobahn. Von 1935 bis 1939 verwaltete er den gesamten Maschinenpark der Firma Krauße.
Bei Kriegsbeginn am 1. September 1939 erfolgt die Verhaftung der führenden Hofer Kommunisten. Klein wird „aus Sicherheitsgründen“ in „Schutzhaft“ genommen. Zusammen mit dem Kopf der Widerstandsorganisation der Hofer KPD, Hans Merker, wird er in das KZ Buchenwald verschleppt.

Am 10. Dezember 1940 wird Klein in das KZ Neuengamme verlegt und muss als Zwangsarbeiter in einem Klinkerwerk und bei Erdarbeiten des Dove-Kanals für die SS Schwerstarbeit verrichten. Kurz vor Weihnachten 1941 wird er wegen Krankheit und Arbeitsunfähigkeit in das KZ Dachau verlegt.

Am 25. Mai 1942 schickt die Lagerleitung des KZ Dachau ein Telegramm an die Angehörigen, Ewald Klein sei am selben Tage an Herzschwäche gestorben. Die Angehörigen hätten 24 Stunden Zeit, die Leiche zu besichtigen. Die Ehefrau, die Schwester und der Stiefsohn Max stellen bei der Besichtigung Merkmale eines unnatürlichen Todes fest. Zwei Mithäftlinge Kleins bestätigen nach 1945 als Augenzeugen, dass er am Pfingstmontag auf dem Weg zum Arrest erschossen worden sei. Die sterblichen Überreste Ewald Kleins wurden in Dachau verbrannt, die Urne wurde der Witwe zugestellt. Ewald Klein wurde 1948 auf Initiative des KPD-Stadtrates Rudi Macht in einem Ehrengrab auf dem Hofer Friedhof bestattet, zusammen mit seinen Genossen Hans Merker und Philipp Heller, Hofer Widerstandskämpfern, die ebenfalls von der SS umgebracht worden waren.

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"Schlosser, Sportler, Kommunist", UZ vom 10. Juni 2022



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