Über die schlechte Luft in Großstädten wurde in den letzten Wochen viel geschrieben. Erhöhte Werte des gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxids stehen dabei im Mittelpunkt. Die kürzlich getroffene Entscheidung des Stuttgarter Verwaltungsgerichts hat den Weg für Fahrverbote geebnet.
Aber auch in den Fahrzeugen selbst ist die Luft schlecht. In München wurde im Juli eine Messung zu Stickoxiden durchgeführt. Die Studie zeigt: Leidtragende sind vor allem die Autofahrer selbst. Die aktuelle Messung, mit einem am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg entwickelten, transportablen Gerät zeigt, dass die Autofahrer in der Münchner Innenstadt Stickstoffdioxidkonzentrationen von rund 90 Mikrogramm pro Kubikmeter im Pkw-Innenraum ausgesetzt sind. Auf der Stadtautobahn, dem Mittleren Ring, sind es sogar 123 Mikrogramm pro Kubikmeter und in den Münchner Tunnels rund 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Stickstoffdioxid, die sich im Autoinnenraum in sehr kurzer Zeit ansammeln.
In Auftrag gegeben hatte die Studie die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer meint, damit verschärfe sich das Problem. „Es trifft nicht nur Anwohner und Fußgänger“, so der Grünen-Politiker. „Gerade Taxi- und Busfahrer sind von der schlechten Luft betroffen, weil sie ständig in der schlechten Luft unterwegs sind.“
Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Konzentration des giftigen Gases im Auto in steilen Kurven nach oben schnellen, wenn ein Diesel vor ihnen gefahren ist. Auf bis zu 750 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft draußen, auf 350 drinnen. Ihr Resultat: Die Insassen eines normalen Wagens sind den giftigen Abgasen beinahe so konzentriert ausgesetzt, als würden sie sich direkt hinter ein Auto mit laufendem Motor stellen.
In einem Interview mit der Neckar-Rhein-Zeitung weist Studienautor Denis Pöhler auf eine weitere Untersuchung hin. Vor einem Jahr hätten sie die Werte in Köln gemessen und „im Auto bis zu zehnmal so hohe Stickoxide wie an den Umweltmessstationen gefunden, im Mittel dreimal so hohe Werte“. In Tunneln könnten sie sogar noch viel höher sein.
Laut Umweltbundesamt haben hohe Stickstoffdioxidwerte gesundheitliche Folgen. Besonders Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel Asthmatiker oder Allergiker haben mit erhöhten Werten zu kämpfen. Stickoxide führen zu einer Verengung der Bronchien und schädigen die Schleimhäute. Auch Herz-Kreislauferkrankungen werden mit Stickstoffdioxid in Verbindung gebracht.
Bei Benzinern sind die Stickstoffdioxid-Emissionen wegen des Katalysators kaum mehr messbar. Aus Dieselautos aber kommt das Reizgas praktisch ungefiltert durch die Lüftung ins Fahrzeuginnere. Ein Pollenfilter, wie er inzwischen in den meisten modernen Autos eingebaut ist, hilft nichts – er hält höchstens Feinstaub ab. Gegen Stickoxid wiederum würde nur ein Aktivkohlefilter helfen, der 80 bis 90 Prozent des Gifts filtern könnte. Doch der gehört nicht zur Standardausrüstung von Pkw.